Warum es keinen Krieg geben kann – ein chinesisches Märchen

Warum es keinen Krieg geben kann – ein chinesisches Märchen

Zwischen zwei Völkern drohte ein Krieg auszubrechen.
Auf beiden Seiten der Grenze lagerten sich die Heere.
Auf beiden Seiten schickten die Feldherrn Kundschafter aus.
Sie sollten herausfinden, wo man am leichtesten in das Nachbarland einfallen könnte.
Beide Kundschafter kehrten zurück und berichteten ihren Feldherren:
Es gibt nur eine einzige Stelle an der Grenze, wo wir in das andere Land einfallen können.
Überall sonst sind hohe Gebirge und tiefe Flüsse.
An dieser Stelle aber, so erzählten sie, hat ein Bauer sein Feld.
Er wohnt dort in einem kleinen Haus mit seiner Frau und mit seinem Kind.
Sie haben sich lieb. Sie sind glücklich.
Ja, es heißt, sie sind die glücklichsten Menschen der Welt.
Wenn wir über das kleine Feld ins Feindesland einmarschieren,
zerstören wir das Glück.
Also, so sagten die Kundschafter, kann es keinen Krieg geben.
Das sahen die Feldherren dann auch wohl oder übel ein,
und der Krieg fand nicht statt – wie jeder Mensch begreifen wird.

In der Bibel gibt es die bezeichnende Stelle:
»Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu
Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert
erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen“ (Jesaja 2,4).

Todo cambia

Unsere Freunde aus Argentinien haben oft das folgende Lied gesungen. Hier die deutsche Übersetzung:

Todo cambia

Cambia lo superficial
Es verändert sich das Oberflächliche,
Cambia también lo profundo
Auch das Tiefgründige ändert sich.
Cambia el modo de pensar
Es ändert sich die Art zu denken –
Cambia todo en este mundo
Alles in dieser Welt verändert sich.

Cambia el clima con los años
Es wandelt sich das Klima, mit den Jahren,
Cambia el pastor su rebaño
Der Hirte wechselt seine Herde.
Y así como todo cambia
Und so, wie alles sich verändert,
Que yo cambie no es extraño
Ist es nicht verwunderlich, dass auch ich mich verändere

Ref.: Cambia, todo cambia (4x)
Es ändert sich, alles verändert sich

Cambia el más fino brillante
Es verändert selbst der feinste Brillant
De mano en mano, su brillo
Seinen Glanz, von Hand zu Hand.
Cambia el nido el pajarillo
Es wechselt das Vögelein sein Nest,
Cambia el sentir un amante
Wie ein Geliebter ändert seine Gefühle.

Cambia el rumbo el caminante
Es ändert seinen Kurs der Wanderer
Aunque esto le cause daño
Auch wenn es ihm schadet.
Y así como todo cambia
Und so, wie alles sich verändert,
Que yo cambie no extraño
Ist es nicht verwunderlich, dass auch ich mich verändere
Ref.: Cambia, todo cambia (4x)
Es ändert sich, alles verändert sich

Cambia el sol en su carrera
Die Sonne verändert ihren Stand,
Cuando la noche subsiste
Während die Nacht fortbesteht.
Cambia la planta y se viste
Die Pflanze wechselt ihr Kleid
De verde en la primavera
Trägt frisches Grün im Frühling.

Cambia el pelaje la fiera
Wie das Wildtier wechselt sein Fell,
Cambia el cabello el anciano
Verändert sich das Haar des Greises.
Y así como todo cambia
Und so, wie alles sich verändert,
Que yo cambie no es extraño
Ist es nicht verwunderlich, dass auch ich mich verändere
Ref.: Cambia, todo cambia (4x)
Es ändert sich, alles verändert sich

Pero no cambia mi amor
Was sich nicht ändert, ist meine Liebe,
Por más lejos que me encuentre
Wie fern auch immer ich sein mag,
Ni el recuerdo ni el dolor
Und nicht das Andenken, und nicht der Schmerz
De mi pueblo y de mi gente
Den ich mit meinem Volk, meinen Leuten empfinde.

Lo que cambió ayer
Was sich gestern geändert hat,
Tendrá que cambiar mañana
Wird sich auch morgen ändern müssen.
Así como cambio yo
So wie ich mich verändere,
En esta tierra lejana
In diesem fernen Land.

Ref.: Cambia, todo cambia (4x)

Pero no cambia mi amor
Was sich nicht ändert, ist meine Liebe,
Por más lejos que me encuentre
Wie fern auch immer ich sein mag,
Ni el recuerdo ni el dolor
Und nicht das Andenken, und nicht der Schmerz
De mi pueblo y de mi gente
Den ich mit meinem Volk, meinen Leuten empfinde.

Lo que cambió ayer
Was sich gestern geändert hat,
Tendrá que cambiar mañana
Wird sich auch morgen ändern müssen.
Así como cambio yo
So wie ich mich verändere,
En esta tierra lejana
In diesem fernen Land.

Ref.: Cambia, todo cambia… (4x)

Nicht ins Endlose

Nicht ins Endlose

Nicht ins Endlose wälzt sich der Strom der Weltgeschichte,
dieser Strom von Blut und Tränen,
von Morden und Gemordetwerden.
Der Sieg der Liebe wird diesem schrecklichen Strom
ein Ende bereiten –
ein Ende, in dem Gott abwischen wird
alle Tränen von allen Augen,
ein Ende, in dem der Tod abgetan sein wird
und Gottes Liebe sein wird alles in allem.

Helmut Gollwitzer

Gebet des Katholikentages

Gebet des Katholikentages

Gott des Lebens und der Ewigkeit.
Jeden Tag gibst du uns Leben von deinem Leben,
Atem und Brot, Geist und Liebe.
In Jesus Christus hast du unser Leben angenommen.
Du hast Freude und Hunger,
Größe und Erbärmlichkeit
mit den Menschen geteilt.
In großen und kleinen Wundern,
in heiligen Zeichen,
mitten im Alltag unseres Lebens
bist du unter uns
und gibst uns Anteil an dir.
Aus deiner Fülle teilen auch wir
Glaube und Hoffnung,
Brot und Rosen,
Freude und Leid,
Zeit und Geld,
Träume und Ideen,
Wissen und Können.

Wir bitten dich, Gott,
dein Heiliger Geist begleite und beseele uns.
Gib deinen Geist in die Sprache und
Sprachlosigkeit der Kirche.
Gib deinen Geist in das Leben und
Miteinander der Menschen am Ort.
Gib deinen Geist allen Christen weltweit
und Frieden zwischen den Religionen und Kulturen.
All unsere Arbeit und Sorge wandle in Segen
Ewiger, lebendiger und Leben teilender Gott.
Amen.

Angedacht für Freitag 8. Juli 2022

Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? (Joh. 11, 25-26)

Vor einigen Tagen fand ich einen Brief in meiner Post mit dem Stempel eines Krankenhauses. Meine Adresse war handschriftlich auf dem Umschlag. Hatte ich etwa noch eine offene Rechnung? Vor einigen Monaten verbrachte ich eine Woche fast Tag und Nacht auf der Palliativstation, um einen lieben Menschen beim Sterben zu begleiten.

Es war aber keine Rechnung, sondern eine Einladung zu einer Andacht zum Gedenken an die Verstorbenen.

Sie trug den Titel: „Den Tod mit ins Leben nehmen“ und ein Bild mit vielen Steinen im Gras. Ich folgte dieser Einladung gern. Vielleicht gibt es dort etwas, dass ich für die Trauerbewältigung mitnehmen kann.

Was haben denn nun Steine mit dem Verlust zu tun oder noch interessanter mit Leben, fragte ich mich. Etwas weniger Lebendiges als einen Stein konnte ich mir nicht vorstellen.

Ist es der Stein, der einem da auf dem Herzen liegt? Oder der steinige Weg, den man gehen muss? Jemand ist kalt wie ein Stein.

Aber kann man einen Stein nicht auch positiv sehen?

Ein Haus aus Stein schützt uns vor Kälte, bildlich fällt uns ein Stein vom Herzen, wir sprechen vom Fels in der Brandung, selbst Jesu Grab war mit einem schweren Stein verschlossen und somit vor äußeren Einflüssen geschützt.

Das erste Mal wieder in das Krankenhaus zu gehen, kostete mich schon Überwindung. Da saß ich nun in der Kapelle des Krankenhauses und sah die Bronzetafel über dem Altar. „Ich bin das Leben“. Im ganzen Raum waren Steine verteilt. Jeder war anders, sie unterschieden sich in Größe und Farbe, Form und, wie uns gesagt wurde, in der Herkunft. So wie wir Menschen auch. Die Steine hat die Zeit geformt und geprägt, wie uns Menschen auch. So muss ich meine anfängliche Ansicht über die Steine zurücknehmen, sie haben doch ganz viel Lebendiges an sich. Und sie bestehen für die Ewigkeit, vielleicht ändern sie ihre Erscheinung, aber ganz weg sind sie nie.

Wir Christen glauben an die Auferstehung und an das ewige Leben, dann können wir sicher sein, dass unsere verstorbenen Lieben nie ganz weg sind, auch wenn sie vielleicht nicht mehr greifbar sind, so wie ein Stein sich mit der Zeit in Sand verwandelt, kein Fels mehr zwar, aber immer noch da. Mit diesem schönen Gedanken kann ich „den Tod mit ins Leben nehmen.“

Manuela Paflitschek, Pastorale Mitarbeiterin

Komm, heiliger Geist,

Komm, heiliger Geist,
schenke uns die Gabe deiner Liebe!

Liebe, die sanft und zärtlich ist,
Liebe, die geduldig und treu ist,
Liebe, die großzügig und gütig ist.

Liebe, die gibt und nicht rechnet,
Liebe, die ermutigt und nicht bevormundet,
Liebe, die schützt und nicht zerstört.

Liebe, die nicht bedrängen will,
Liebe, die nicht fesseln will,
Liebe, die nicht herrschen will.

Liebe voll Zuversicht und Freude.
Liebe voll Humor und Phantasie.
Liebe voll Leben und Kraft.

Komm, heiliger Geist,
entzünde in uns das Feuer deiner Liebe.

(Gisela Baltes, www.impulstexte.de, in: Pfarrbriefservice.de)

GEDANKEN ZU APG 5,27-32.40B-41 UND JOH 21,1-19

„Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit.“ Das klingt so, wie wenn Jugendliche sagen: Ich gehe in die Disco und andere sagen: Wir gehen auch mit. Auf dieser Ebene sind die Jünger Jesu nach den dramatischen Ereignissen der letzten Wochen angekommen. Einst hatte er sie vom ihrem Beruf weggerufen. Sie hatten alles stehen und liegen gelassen und jetzt kehren sie wieder zu ihren alten Berufen zurück, so, als ob nichts gewesen wäre. Dazu kommt noch der Misserfolg: eine ganze Nacht gefischt und nichts gefangen. Dann noch der Mann am Ufer: Habt ihr einen Fisch zum Essen? Nein, nichts, gar nichts. Frustrierender könnte die Situation nicht sein.

Was hat die Situation gewendet? Nichts anderes als damals, als Jesus sie aufrief mit ihm zu gehen. Hier wieder ein so ungewohntes Wort: „Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden.“ Gegen ihre eigene Berufserfahrung tun sie es und erfahren eine Überfülle. Der Fang von 153 Fischen, – so groß war die Zahl der damals bekannten Fischarten, – katapultierte sie in eine Fülle hinein, die sie nur von Jesus her kannten, der sagte: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Ob dieser Erkenntnis steckte Petrus sein Obergewand in den Gürtel, um leichter schwimmen zu können, und eilt zu Jesus. Dort erwartete ihn und die anderen ein Kohlenfeuer mit Fisch und Brot und der Aufforderung: „Kommt her und esst!“ Da war der Boden bereitet und sie durchbrachen ihre Traumata und fanden sich wieder in den Fußspuren Jesu.
Das anschließende Gespräch zwischen Jesus und Petrus sollte den neuen Aufbruch noch einmal festigen. Durch die dreimalige Befragung des Petrus wurde auf der einen Seite an die vorherige Geschichte der dreimaligen Verleugnung durch Petrus erinnert, auf der anderen Seite die Verleugnung sowie sonstige Schattenseiten durch die dreimalige Frage: „Liebst du mich“ aufgehoben und der Weg für die Zukunft bereitet.
Interessant an diesem Fragegespräch zwischen Jesus und Petrus ist, dass die beiden ganz verschiedene Worte für „lieben“ verwenden, was leider in der deutschen Übersetzung nicht sichtbar wird. Jesus verwendet bei seiner Frage: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?“ das griechische Wort: agapein. Wir kennen das Wort von der Agapefeier im Thomashaus. Agape meint jene Liebe, die das Leben gibt, meint das große Ganze, die Liebe als Grundhaltung. Die Antwort des Petrus: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ verwendet ein ganz anderes griechisches Wort für lieben, nämlich philein. Dieses Wort umschreibt die Liebe zwischen Freunden oder Freundinnen.
Eigentlich müsste man übersetzen, dass Jesus fragt: „Petrus liebst du mich?“, und Petrus antwortet: „Ich mag dich schon.“ Dieses Spiel wiederholt sich zweimal, dann geht Jesus auf das Niveau des Petrus und verwendet den Ausdruck des Petrus: philein in seiner dritten Frage, ob er ihn liebe. Das bemerkt Petrus natürlich und wird traurig. Er bemerkt aber auch, dass Jesus von ihm nichts Übermenschliches verlangt. Dies befreit ihn wiederum und er antwortet: „Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebe. Und Jesus ruft ihn aufs Neue in seine Nachfolge mit dem Auftrag: „Weide meine Schafe!“

Die Begegnung am See wird zu einer Sternstunde nach den dramatischen Ereignissen der Kreuzigung Jesu, der daraufhin folgenden Entmutigung, ja mehr des völligen Verlierens der Orientierung, wie es weitergehen soll.
Der Versuch, nach all den Erfahrungen mit Jesus, wieder in den Alltag zurückzukehren als wäre nichts gewesen, schlägt fehl. Am Ufer, am Land, an der Grenze von See und Land, da erwartet sie wieder der Rufer des Beginns.

Es hätte auch ganz anders ausgehen können. Von Christoph Hein gibt es eine Novelle, in der er das Leben einer Ärztin schildert, deren Ehe in die Brüche ging. Dies schockierte sie so, dass sie niemanden mehr an sich heranlässt. Sie schreibt: „Ich bin auf alles eingerichtet, ich bin gegen alles gewappnet, mich wird nichts mehr verletzen. Ich bin unverletzlich geworden. Ich habe in Drachenblut gebadet, und kein Lindenblatt ließ mich irgendwo schutzlos. Aus dieser Haut komme ich nicht mehr heraus. In meiner unverletzlichen Hülle werde ich krepieren…“ Die Novelle schließt folgendermaßen: „Es geht mir gut. Heute rief Mutter an, und ich versprach bald vorbeizukommen. Mir geht es glänzend, sagte ich ihr… Ich bin ausgeglichen. … Ich habe Pläne. Ich arbeite gerne in der Klinik. … Ich habe einen hervorragenden Frauenarzt, schließlich bin ich Kollegin. Was mir Spaß macht, kann ich mir leisten. Ich bin gesund. Alles, was ich erreichen konnte, habe ich erreicht. Ich wüsste nichts, was mir fehlt. Ich habe es geschafft. Mir geht es gut.“ Und dann steht nur noch das Wort: Ende.

Dieses Leben ist im wahrsten Sinne zu Ende. Nichts mehr zu erwarten. Es läuft alles auf einer langweiligen, mittelmäßigen Temperatur. So hätte es den Jüngern Jesu auch gehen können. Sie wären wieder in ihren Beruf zurückgekehrt, hätten ihr Auskommen gehabt, sicher mit manchen Misserfolgen, aber das gehört zum Leben. Sie hätten täglich ihre Arbeit verrichtet und wären alt geworden und dann gestorben. Ende. All die Hoffnungen, die Jesus ihn ihnen geschürt hatte, nach einem anderen Leben, nach einem anderen Leben auch für andere, all das wäre zu Ende gewesen. Dagegen hätten sie sich, wie die Frau in dieser Novelle, abgeschottet.
Aus diesem Dilemma hat die Szene hier am Ufer sie herausgeholt.

Wie dieses andere Leben aussah, davon erzählte die gehörte Lesung. Hier finden wir die Jünger Jesu keineswegs bei ihren alten Berufen. Wir finden sie in Jerusalem, die Botschaft Jesu verkündend, so unüberhörbar, dass Jesus zum Stadtgespräch wird und die Autoritäten sich genötigt sehen einzugreifen. Sie bestellen die Jünger Jesu vor den Hohen Rat, verhören sie und verbieten ihnen streng, in Jesu Namen zu lehren. Die Antwort von Seiten der Jünger könnte nicht kompromissloser ausfallen: „Petrus und die Apostel antworteten: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Und sie beginnen die Geschichte mit Jesus ganz anders zu deuten: „Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ans Holz gehängt und ermordet habt. Ihn hat Gott als Anführer und Retter an seine rechte Seite erhoben, um Israel die Umkehr und Vergebung der Sünden zu schenken.“
Dabei ist auffallend, dass die Jünger zwar das Verbrechen benennen, aber von jeder Strafandrohung oder Rache absehen. Das ist nicht ihr Thema. Ihr Thema ist die Verkündigung des Heilswirkens Jesu.

Die Inhalte der heutigen Botschaft betreffen insofern auch heute noch unser Leben, als es darum geht, die Komfortzonen zu verlassen und ein „Mehr“ des Lebens anzustreben, ein Bekenntnis zur Botschaft Jesu. Es gilt, wie die Jünger, dem Wort Jesu mehr zuzutrauen als unserer Sicht, was möglich oder nicht möglich ist. Dann gilt vielleicht auch das Poem von Marie-Luise Kaschnitz:

Manchmal stehen wir auf. Stehen wir zur Auferstehung auf.
Mitten am Tag. Mit unserem lebendigen Haar.
Mit unserer atmenden Haut.
(FN)

Angedacht für Freitag 20. Mai 2022

Es ist keine Frage, der Ukrainekrieg hat bestimmte Konstanten unserer Gesellschaft in Frage gestellt. Sollen wir Waffen liefern oder nicht? Gefährden wir uns dadurch selbst? Müssen wir aufgrund von Lieferschwierigkeiten von Gas und Öl Einschränkungen in Kauf nehmen?
Wesentliche Grundkonstanten unserer Gesellschaft könnte man so umschreiben, als dass sich unser Leben wie in einem isolierten Glaskolben abspielt. Der Staat, Versicherungen, Jobbörsen sorgen dafür, dass unser gefährdetes Leben, – da Leben immer gefährdet ist, in Sicherheit ungefährdet ablaufen kann. Im Gegensatz zu Lebensläufen in anderen Ländern, jetzt auch in der Ukraine, wo Menschen um ihr Leben kämpfen müssen, können wir sogar mit vorausschauender Logik unser Leben in Sicherheit gestalten. Dies ist an sich wünschenswert und Ziel von politischen und sozialen Maßnahmen. Dabei haben wir allerdings auch ein stückweit das Gespür für jene Sinnerfahrung verloren, die sich aus dem Kampf um Leben, Überleben ergibt. Wir wissen zudem, dass diese unsere Sicherheit mit viel Unrecht erkauft wurde, wenn wir die ungleichen Wirtschaftsverhältnis, die Vergewaltigung der Natur und der Schöpfung miteinbeziehen. Dieses Wissen wirft uns allerdings nicht allzu sehr aus der Bahn, aus unserer Gemütlichkeit. Dadurch, dass die Staatsmacht die ökonomischen Herausforderungen, oft durch populistische Geschenke, mildert, erhöht sich das Gefühl der eigenen Sicherheit.
Dies alles hat der Ukrainekrieg, – was andere Kriege, z.B. der Irakkrieg, weniger vermochten, zerstört oder wenigstens in Frage gestellt. Dass eine europäische Regierung zu einer faschistischen Verbrecherregierung mutieren könnte, dass ein Patriarch, einer der größten Teilkirchen der Orthodoxie, sich einer Verbrecherregierung andient und die Botschaft Jesu zutiefst verrät, war einfach nicht vorgesehen. Dass wir selbst, durch Waffenlieferungen gefährdet, in den Krieg miteinbezogen werden könnten, das verursacht in vielen ein mulmiges Angstgefühl, da solche Entscheidungen plötzlich existentielle Konsequenzen haben könnten.
In der Theologie wird in diesem Zusammenhang plötzlich wieder über Vulnerabilität, Verwundbarkeit gesprochen. Ist es oft nicht so, dass im Kleinen, wie im Großen Risiken eingegangen werden müssen, damit Leben gelingt, damit ein mehr an Leben gelingt, nicht nur für uns selbst, auch für unsere Mitmenschen? Sinnerfülltes Leben, wie es das Motto des Katholikentags in Stuttgart „leben teilen“ gut benennt, gelingt nur, wenn wir uns füreinander verwundbar machen. Wer also in diesem Szenario des Ukrainekrieges bereit ist, wie auch immer einzugreifen, – diese Solidarität ist absolut gefordert, der muss auch die Bereitschaft zur Verwundbarkeit aufbringen. Die Bibel ist voll von Begebenheit, in denen sich Menschen verwundbar machten und gerade dadurch Leben ermöglichten. Der Tod Jesu, die Traumata der Jünger danach, haben nicht zum definitiven Tod geführt, sondern zum Pfingstereignis, ein Fest auf das wir in einigen Wochen wieder zugehen.

Franz Nagler, Pfarrer

Ich setze auf die Liebe

Wen der Himmel retten will, dem schenkt er die Liebe
Ich setze auf die Liebe,
wenn Sturm mich in die Knie zwingt
und Angst in meinen Schläfen buchstabiert,
ein dunkler Abend mir die Sinne trübt,
ein junger Mensch den Kopf verliert,
ein alter Mann den Abschied übt.
Das ist doch das Thema
den Hass aus der Welt zu entfernen
und wir bereit sind, zu lernen,
dass Macht, Gewalt, Rache und sogar Sieg
nichts anderes bedeutet als ewiger Krieg
auf Erden und dann auf den Sternen.

Die einen sagen, es läge am Geld – gut das ist sicher nicht ganz falsch,
die anderen sagen, es wäre die Welt,
sie läge in den falschen Händen – da ist auch manches richtig dran,
aber jeder weiß es immer besser, woran es liegt,
doch es hat noch niemand
noch niemand
den Hass besiegt
ohne ihn selbst zu beenden.

Er kann mir sagen, was er will,
und kann mir singen, wie er’s meint,
und mir erklären, was er muss,
und auch begründen, wie er’s braucht:

Ich setze auf die Liebe!
Schluss.

Text: Hanns Dieter Hüsch

 

Gebete und Bitten anlässlich des Krieges in der Ukraine

Gebete und Bitten anlässlich des Krieges in der Ukraine

 

Während des Friedensgebets am Aschermittwoch, anlässlich des Krieges in der Ukraine, wurden folgende Gebete und Bitten in die Altarwand gesteckt. Sie wurden dann im Osterfeuer verbrannt, damit sie im Licht der Osterkerze weiterbrennen und Licht in dunkle Zeiten bringen:

 

• Möge die Vernunft siegen und die Verhandlungen für Frieden nicht nachlassen. Mut, Kraft und Durchhaltevermögen für die Menschen in der Ukraine. Auf dass alles gut wird und Freiheit und Demokratie siegen.

• Geliebter Vater aller Menschen, Jesus Christus Freund, Bruder und Meister aller Menschen, auch Putin und alle Machthaber sind deine Kinder, verlorene, verletze, zerrissene Seelen.

Sende ihnen dein Heil, heile ihre Seelen, dass sie ihr Unrecht erkennen, dass sie sich selbst nach Frieden, Ruhe und Harmonie sehnen, dass sie wieder lernen zu lieben, dass sie in Liebe zu den Menschen Frieden stiften und Gewalt beenden. Amen

• Lieber Gott, was geschieht mit der Welt? So etwas Grausames habe ich noch nie erlebt. Frieden, ein Wunsch, eine Norm, was sich jeder wünschte, der jedoch noch nie existiert hat. Täglich sterben Menschen um uns herum, ob durch den Krieg oder durch den natürlichen Tod. Wir leben in einer Welt, die zum Teil grausam, aber auch schön sein kann. Lieber Gott, ich wünsche mir, dass du meine Gebete hören wirst. Jede Frau, die ihren Mann, vielleicht sogar ihr Kind oder ihre Mutter verloren hat, verdienen es gehört zu werden, all die Menschen, die durch sinnlosen, hasserfüllten Krieg, bei dem es nur um Macht geht, all das verlieren, was sie lieben. Ich bete, dass jeder Mensch da draußen einen Schutzengel bei sich trägt, der ihn vor dem Bösen, dem Tod und dem Krieg beschützt. Amen

• Lieber Gott, lass uns das Werkzeug des Friedens sein und nicht zur Zerstörung dienen. Gib uns Menschen den Verstand, den Nächsten zu lieben und in Achtung vor jeglichem Menschen zu leben. Herr, gib uns deinen Frieden. Herr, zeige allen Konfliktparteien Wege zu Frieden. Lass alle erkennen, dass Gewalt falsch ist.

• Lieber Gott, ich bitte dich um Frieden auf der ganzen Welt, besonders in der Ukraine. Schenke den Menschen viel Kraft und Hoffnung, um diese schweren Tage zu überstehen und dass alles wieder gut wird. Ich bitte dich, dass ich und alle Studenten die Prüfungsphase gut meistern. Amen

• Herr, gib Frieden!

• Lieber Gott, ich weiß, ich spreche nicht oft zu dir, aber es ist wirklich sehr wichtig! Wie du sicher schon mitbekommen hast, ist gerade Krieg. Ich hoffe du schützt alle Zivilisten und meine Familie in Polen. Hiermit bitte ich dich,  Acht zu geben auf meine Familie, welche Tag für Tag ihr Leben riskiert, um den ukrainischen Menschen zu helfen. Bitte sei wachsam und schütze sie in ihrer brenzlichen Lage. Wenn du ihn siehst, grüße bitte auch meinen Onkel. Ich vermisse ihn sehr. Er ist letztes Jahr im Oktober zu dir gekommen. Danke lieber Gott.

• Gott, sei du bei den Menschen in der Ukraine, trage du ihr großes Leid mit. Bewege die Menschen in Russland, dass sie den Machtmissbrauch ihres Präsidenten nicht länger hinnehmen. Gib uns Mut, dass die Angst uns nicht lähmt, sondern zu neuen Handlungen bewegt. Gott, berühre die Herzen der russischen Soldaten, nicht auf die Menschen und Häuser und Gebäude zu schießen. Schenke allen Deinen Frieden. Gib dem Aggressor Einsicht und beiden Völkern die Kraft, eine Brücke zueinander zu bauen.

• Lieber Gott! Zeige du dem Aggressor Putin einen Weg, eine Möglichkeit diesen Krieg und das  unsägliche  Leiden der Menschen zu beenden. Gib du den westlichen Politikern Gefühl und Geschick für heilbringendes Verhalten. Gott, hilf den Menschen zu erkennen, dass ein Leben in Frieden, die einzige Lösung ist und beschütze sie alle. Schenke ihnen Kraft, die Hoffnung und den Glauben zu behalten.

• Guter Gott, ich danke dir, dass ich heute mit den Jungen und Mädchen hier sein kann. Ich hoffe es hilft ihnen und sie machen hier die Erfahrung deiner Nähe. Diese ist gerade jetzt wertvoll und gibt Halt angesichts der Ohnmacht des Krieges. Glaube, Hoffnung und Liebe sollen bleiben. Amen

• Guter Gott, auf dieser Welt geschieht so viel Unrecht und jetzt noch dieser Krieg. Sende du deine Engel auf die Erde und lass sie die Menschen zu Besserem begleiten.

• Herr Jesus Christus, gib deinem Volk, heut besonders in der Ukraine, den Frieden. Wir bitten Dich von ganzen Herzen. Gib ihnen Hoffnung auf ein besseres Leben. Danke, für dein Leiden am Kreuz und unsere  Erlösung.

• Herr, Worte vermögen kaum auszudrücken, wie unglaublich traurig dieses unfassbare Leid ist, das so vielen Menschen in der Ukraine derzeit widerfährt und wie gering vieles andere dagegen scheint. Mut macht die große Solidarität und der gemeinsame Wunsch nach Frieden.

• Wir leben hier in einer zivilisierten Welt und trotzdem gibt es keinen Frieden unter den Völkern. Guter Gott, hilf, dass der Friede bei uns anfängt unter Freunden und in den Familien.

• Gib uns und allen Menschen auf dieser Erde die Einsicht, dass wir nur in Frieden und in der Liebe zum Menschen eine gewissenhafte gute Welt schaffen und darin leben können.

• Herr, ich bitte dich um Frieden in  der ganzen Welt. Sende deinen Geist den Regierenden und Mächtigen, dass sie das Gute für das ihnen anvertraute Volk und nicht für sich selbst anstreben. Herr, ich bitte dich für die Menschen in der Ukraine, die sich mutig und tapfer einem scheinbar übermächtigen Feind entgegenstellen. Sei bei ihnen, stärke und beschütze sie. Herr, bitte sei auch beim Rest der Welt, dass alle Menschen sich gemeinsam gegen dieses Unrecht stellen, damit keiner allein gelassen wird.

• Herr, hilf uns, dass wir im Kleinen, in unserer Familie lernen, friedlich untereinander umzugehen und Konflikte durch Reden lösen zu lernen, damit auch im Großen, Frieden werden kann. Gib den Menschen in den Kriegsgebieten Kraft.

• Herr, gib uns deinen Frieden, innerlich und äußerlich, im Herzen und in den Sinnen, nah und fern und erbarme dich deines Volkes in der Ukraine und anderswo, wo Krieg und Zwietracht herrschen und schenke den Menschen Trost und Zuversicht. Sei du immer bei ihnen, auch in der tiefsten Not und Verzweiflung. Herr, dein Wille geschehe, schenke uns deinen Frieden.

• Barmherziger, den Menschen zugewandter Vater, unser Gott, du sieht welche Gräueltaten Menschen anderen Menschen, ihren Geschwistern, antun. Stärke unser aller Geist, damit Wege gefunden werden, die große Kriege in der Welt, aber auch die kleinen Kriege in Familien, unter Nachbarn zu beenden.

• Herr, mache uns zu Werkzeugen deines himmlischen Friedens, um den Hass und das Lied in der Welt zu überwinden.

• Gott, du bist die Kraft, die Macht des Lebens, des Friedens! Wirke, spreche, stoße an, verhindere, bewege zur Umkehr und Liebe. Wärme die Herzen, die Gedanken, dass Friede werde.