Gebet

Gebet

Du wirst in unsrer Mitte wohnen und wir werden dein Volk sein;
Und du, Gott, wirst bei uns sein.
In deinem Zelt wird es gut sein,
wir werden in Frieden leben und einander ein gutes Leben gönnen.
Du wirst in unsrer Mitte wohnen und wir werden dein Volk sein;
Und du, Gott, wirst bei uns sein.
Du wirst uns an deinen Tisch laden,
uns bewirten mit Brot und Wein und mit uns Mahl halten.
Du wirst in unsrer Mitte wohnen und wir werden dein Volk sein;
Und du, Gott, wirst bei uns sein.
Lass uns diese Hoffnung nie verlieren und gib uns die Kraft,
einander zu begleiten auf dem Weg zu deinem Haus.

Helmut Schlegel OFM, Hofheim

 

 

Friedensimpuls

Friedensimpuls

Beten wollen wir heute für die vielen Leidtragenden,
mit denen man gnadenlos und gemein verfährt.
Beten wollen wir heute für alle Übeltäter,
die Hass predigen und schüren,
um Terror zu verbreiten.
Beten wollen wir heute für alle,
die man hinterhältig kränkt oder verletzt,
missachtet und verachtet.
Beten wollen wir heute für die,
denen Gewalt widerfährt an Körper,
Seele und Geist.
Beten wollen wir heute,
um Vergebung,
um Versöhnung,
um Frieden.

Paul Weismantel

 

GEDANKEN ZU LK 5,1-11

GEDANKEN ZU LK 5,1-11

Simon Petrus, der Menschenfischer

In jener Zeit, als die Volksmenge Jesus bedrängte und das Wort Gottes hören wollte, da stand er am See Genezareth und sah zwei Boote am See liegen. Die Fischer waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: „Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!" Simon antwortete ihm: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen." Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen. Und sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: „Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!  Denn Schrecken hatte ihn und alle seine Begleiter ergriffen über den Fang der Fische, den sie gemacht hatten; ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: „Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.

Liebe Mitchristen! Die meisten von uns kennen die Geschichte vom Rattenfänger von Hameln. Er konnte toll Flöte spielen und hat damit die Bürger von Hameln von der Plage der Mäuse und Ratten befreit. Denn durch seine wundersamen Melodien wurden sie aus ihren Löchern und Verstecken herausgelockt. Sie liefen hinter dem Mann her und er führte sie geradewegs ins Verderben. Aber die Bürger von Hameln waren undankbar. Sie bezahlten dem Mann nicht den Lohn, den sie zuvor versprochen hatten. Deshalb rächte er sich an ihnen: eines Tages spielte er eine neue, noch wundersamere Melodie. Und diesmal zogen nicht Mäuse und Ratten hinter ihm her, sondern die Kinder der ganzen Stadt. So sehr verzauberte er sie durch sein Flötenspiel, dass niemand sie aufhalten konnte. Am Ende waren sie alle für immer im dunklen Berg verschwunden. Soweit die Legende. Es wird diesen Rattenfänger wohl nicht in echt gegeben haben. Aber das Wort “Rattenfänger“ gebraucht man noch heute für Menschen, die andere hereinlegen durch tolle Reden, durch Werbegags und Tricks. Bei dem einen können Sie für viel Geld alles über Ihre Zukunft erfahren. Der andere bietet Ihnen einen Stein an, der Ihnen beständige Gesundheit garantiert. Der dritte lässt sich kaum mehr von der Haustür vertreiben, ehe Sie nicht seine Zeitschrift abonniert haben. Der vierte verspricht Ihnen einen riesigen Gewinn, wenn Sie bei ihm Ihr Geld anlegen. Beim fünften haben Sie, ja Sie persönlich, angeblich schon einen sagenhaften Hauptgewinn gemacht. Ich denke, jeder
von uns könnte weitere Beispiele erzählen, wie heute allenthalben versucht wird, mit Werbung, mit List, mit Betrug den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen: “Rattenfänger!“ eben.

Liebe Mitchristen! Da begegnet uns heute im Evangelium ein anderer Begriff, der auf den ersten Blick eine gewisse Ähnlichkeit hat mit dem negativen Rattenfänger. Denn Jesus sagt zu Petrus: Von jetzt an sollst du Menschenfische sein. – „Menschenfischer! Menschen fangen“ Was heißt das? Sollen auch hier die Menschen gefangen werden? Sollen sie ihre Würde, ihre Freiheit, ihr Leben verlieren? Keiner geht einem andern gerne ins Netz. Menschenfischer, dieses Wort klingt ein wenig wie Rattenfänger. Aber ich darf Sie beruhigen: So hat Jesus das Wort vom Menschenfang nicht gemeint. Und er meint damit nicht, dass wir gefangen werden sollen im Netz, nicht, dass wir hereingelegt werden, nicht dass wir ausgenommen und vermarktet werden sollen. Nicht Gefangenschaft in den Maschen der Gesetze und Vorschriften und Gebote ist damit gemeint, sondern Rettung. Herausgefischt werden sollen wir aus den Fluten, herausgezogen aus dem Strudel, der uns für immer hinabziehen könnte ins Dunkel. Heraus aus der Hetze, aus der Gewinnsucht, herausgeholt aus einer Welt der Rache, der Sünde, der Lieblosigkeit, damit wir atmen können in Gottes Licht und Freiheit. Dazu braucht Jesus den Menschenfischer Petrus und seine Freunde und ihre Nachfolger. Das ist die Aufgabe der Kirche bis zum heutigen Tag: Menschen fangen, Menschen für Gott gewinnen.

Die Kirche im Großen, aber genauso jede einzelne Pfarrgemeinde, ja jeder einzelne Christ muss etwas Gewinnendes an sich haben, damit man ihm vertrauen kann und weiß: von dem werde ich nicht übers Ohr gehauen. Dieses Vertrauen stand ja schon am Anfang, als Petrus noch Fischer auf dem See Genezareth war. Wir haben es vorhin im Evangelium gehört und wir können es uns recht gut vorstellen. Zuerst dieser Frust, als sich die Fischer die ganze Nacht über abgerackert haben: Netze auswerfen, Netze einholen, immer wieder. Und nichts, aber schon gar nichts haben sie gefangen. Umsonst haben sie gearbeitet. Mit leeren Händen stehen sie da. Ihre Existenz ist bedroht, denn sie haben nichts zu verkaufen. Und dann spricht sie Jesus an und zeigt ihnen: Ihr selbst seid gefragt, auch mit leeren Netzen, auch mit leeren Händen. Er macht den Fischern Mut, dass da einer ist, der sie braucht, der nicht als Erstes fragt: Was bringt ihr mit, was habt ihr zu bieten? Jesus vertraut ihnen, und sie können Jesus vertrauen. Da sind ja viele, die an diesem Tag Jesus zugehört haben. Das Volk drängte sich um ihn, heißt es bei Lukas. Aber Jesus spricht gerade diese Fischer an, die nur zufällig in der Nähe ihre Netze waschen. Petrus fährt mit seinem Boot nochmals hinaus zum Fischen, obwohl er es eigentlich besser weiß, dass man am Tag keine Fische fängt und macht einen großen Fang. Und sie spüren die Faszination, die Kraft seiner einladenden Worte. Sie haben die ungemeine Wichtigkeit dieses Menschen erkannt und sind ihm gefolgt, weil sie überzeugt waren: auf den können wir uns verlassen. Der weiß den Weg, der weiß den Ausweg aus aller Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit, aus allem Frust des menschlichen Daseins. Von einer solchen Ahnung getrieben, aufgrund eines solchen Vertrauens, das Jesus ausgestrahlt hat, auf sein Wort hin können sie es sich leisten alles liegen und stehen zu lassen: ihre Boote, ihre Netze, ihre Kollegen. Auf sein Wort hin können sie getrost ihre Sicherheit, ihren Beruf, ihre wirtschaftliche Existenz aufgeben. Ihre neue Aufgabe wird es nun sein, die Menschen zu fischen, die Menschen zu Gott hinzuführen, dorthin, wo sie den Sinn und das Ziel ihres Lebens finden.

Liebe Mitchristen! Wem wird sich unsere Welt heute anvertrauen? Wir haben viele Rattenfänger. Nicht in der Unsicherheit der Nacht hat Petrus seinen reichen Fischfang machen dürfen. Nicht im Trüben sollte er fischen müssen, sondern in der Helle und Klarheit des Tages soll er die Menschen für Gott gewinnen. Eindeutig, ehrlich und vertrauenswürdig muss die Kirche auch in unseren Tagen bleiben. Jeder kann und muss dazu beitragen, der Bischof und der Gemeindechrist, die Frau, der Mann, die Jugendlichen in der Kirche, der Papst und der Pfarrer. Jeder kann undmuss dazu beitragen, dass weiterhin von guten Menschenfischern möglichst viele gerettet und für Gott gewonnen werden, damit nicht durch irgendwelche Rattenfänger in unserer Welt, von denen es sehr viele in Politik und Gesellschaft gibt, gläubige Menschen flöten gehen.

Amen

Franz A. Scheuermann

 

Adventliche Klopfzeichen

Ort des Friedens

 

Adventliche Klopfzeichen

 

In der ungestümen Frage eines Kindes,

im weisen Wort eines Alten,

im überraschenden Kompliment eines Fremden

klopft Gott an die Türe meines Herzens.

 

In der schlichten Bitte des Nachbarn,

im sehnlichen Wunsch eines Freundes,

im gesagten Dank eines Mitmenschen

klopft Gott an die Türe meines Herzens.

 

In strahlenden und traurigen Augen,

im scheuen oder lächelnden Blick,

in den Einfällen und Zufällen des Alltags,

klopft Gott an die Türe meines Herzens.

 

In den Zeichen der Zeit,

in der geteilten Freude,

in den unliebsamen Sorgen

klopft Gott an die Türe meines Herzens.

 

In der freundlichen Einladung,

im offenen Ohr, im guten Wort,

in den Augenblicken des Trostes

sehe und höre ich adventliche

Klopfzeichen Gottes an mich.

 

Quelle unbekannt

Friedensimpuls

Dwight David Eisenhower war ein US-amerikanischer General.
Als Politiker der Republikanischen Partei war Eisenhower von 1953 bis 1961 der 34. Präsident der Vereinigten Staaten.
Von ihm stammt folgendes Zitat:

„Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen,

…an denen die frieren und keine Kleidung haben.

Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein… sie verpulvert auch den Schweiß ihrer Arbeiter, …den Geist ihrer Wissenschaftler und …die Hoffnung ihrer Kinder.“

 Im Zentrum der Botschaft Jesu steht der Friede.
…Was so einfach scheint, …ist ein kostbares Gut geworden.
Wir erleben oft mehr Hass, Streit und Gewalt in der Welt, als dass wir Frieden erleben und schaffen.…Werden wir nicht müde, uns für den Frieden in der Welt und unter den Menschen einzusetzen. Beginnen wir bei uns.
Geben wir einander ein Zeichen dieses Friedens.

 

(Friedensimpuls Christian Ernemann, 22.12.2024)

Ist Familie heute noch unser Zuhause?

„Angedacht“ vom 3. Januar 2025

Ist Familie heute noch unser Zuhause?

Am letzten Sonntag war der „Tag der Heiligen Familie“.

Vater, Mutter, Kind…so spielen Kinder Familie. Ein Spiel, das nie aus der Mode kommt, obwohl viele Familien heutzutage ganz und gar nicht mehr der Norm entsprechen. Auch die Konstellation in der Familie Jesu damals war außergewöhnlich. Hier war Gott der Vater und Josef „nur“ der Ziehvater von Jesus. Jesus selbst war Gott und Mensch zugleich.

Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit ist den meisten von uns Familie sehr wichtig. Man besucht sich und man freut sich, alle wiederzusehen. Traditionell sitzt man gemeinsam am Tisch, geht zusammen zur Kirche, gelegentlich wird natürlich auch gestritten. Genau dieses Beisammensein gibt uns ein Gefühl von Zuhause, von Heimat. Das ist einfach nur schön – zu wissen, wohin man gehört.

In unserem hektischen Alltag wissen wir das häufig nicht mehr. Wir hetzen von Termin zu Termin, Arbeitstag und Freizeit sind minutiös durchgetaktet. Übervolle Terminkalender bestimmen unser Leben. In vielen Familien gibt es kaum eine Schnittmenge an Zeit, zu der sich alle einmal gleichzeitig im Haus befinden.

Im Evangelium vom „Tag der Heiligen Familie“ passiert Folgendes: der junge Jesus geht den Eltern verloren. Wem das schon einmal passiert ist, kann gut nachempfinden, welche Sorgen sich Maria und Josef um ihren Sohn gemacht haben müssen. Wie sie ihn sicher verzweifelt überall gesucht haben. Schließlich finden sie ihn im Tempel.

Da sagte er zu ihnen: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ (Lk 2, 49)

Der kleine Junge Jesus wusste genau, wo sein Zuhause ist. Er hatte seinen Platz im Leben bereits gefunden.

Das können wir von dem Kind Jesus und auch von unseren Kindern lernen. Sie wissen genau, wo sie hingehören. Sie bemerken oft nicht einmal, dass sie in den Augen der Eltern verloren gegangen sind. Sie vertrauen darauf, dass ihre Eltern bei ihnen sind, weil sie wissen, wohin sie gehören.

Ein Bewusstsein, das im Laufe des Erwachsenenlebens immer mehr verschwindet. Vielleicht sehen wir nicht mehr klar genug, worauf es ankommt durch unser Zuviel an Verpflichtungen, vielleicht aber auch durch Enttäuschungen oder durch ein Zuviel an Materialismus. Durch die Überfülle geht unsere Entscheidungsfreude verloren, die wir als Kinder noch hatten.

Vollführen wir doch einmal einen Rollentausch und lernen von den Kindern. Besinnen wir uns zurück auf unseren wirklichen Platz im Leben.

 

Manuela Paflitschek

Gedanken zu MK 22,15-21

„Nicht so bei euch“

 

»Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen, ihre Macht gegen sie gebrauchen.« (Mk 22,15-21)

Dieser Satz Jesu, an seine Jünger gerichtet, ist bis heute… leider… aktuell.

Dennoch: “Macht“ kommt von »machen«.

Sie ist im eigentlichen Sinn nicht schlecht, – eigentlich sogar gut. Denn: Wer Macht hat, »macht« Gutes für das Gemeinwohl – zumindest dürfen wir das erwarten.

Dann ist sie eine positive, gestalterische und schützende Kraft. Doch leider wird Macht zu oft als negative, zerstörerische Energie missbraucht. Jetzt kippt sie in Gewalt!

Abraham Lincoln wird das Zitat zugeschrieben: »Wenn Du einen Menschen kennenlernen willst, dann gib ihm Macht.« Die Erfahrung, dass die Mächtigen ihre Macht missbrauchen, beschränkt sich nicht auf die biblische Zeit. Sie ist, bis in unsere Tage hinein, traurige Realität.

Unter diesen Vorzeichen werden Kriege vom Zaun gebrochen. Es wird Gewalt ausgeübt mit Ideologien, Gesetzen und Worten. Menschen erleben Leid und Not oder werden zur Flucht gezwungen und verlieren Hab und Gut. Es scheint wie ein Naturgesetz zu sein: Macht und Herrschaft werden zum Schaden anderer missbraucht.


»Nicht so bei euch!«
So sagt es Jesus im Markusevangelium.

Nicht so bei euch! Eine Feststellung?
Oder doch mehr ein weit in die Zukunft gerichteter Wunsch aus dem Munde Jesu?

Die Frage nach einem angemessenen Umgang mit Macht war auch in den christlichen Gemeinden der Anfangszeit ein Thema. Gerangel um gute Plätze auf den vorderen Rängen im Reich Gottes gab es auch unter den Jüngern.

Mehrmals sprechen die Evangelien davon, dass es Streit um Rangordnungen gab, dass hinter den Kulissen manch kleiner Machtkampf um die besten Plätze an der Seite Jesu ausgetragen wurde.

Ganz menschlich ging es da zu. Und es ist eigentlich auch nachvollziehbar. Denn Jesus war mit seiner Botschaft für viele anziehend.

Die Menschen sind ihm, in den Anfängen, in Scharen gefolgt. Die Jüngerinnen und Jünger haben wohl auch das Erfüllende wahrgenommen, das von Jesu und seiner Botschaft ausging.

Sie haben gespürt, dass es sich lohnt, zum näheren Umkreis eines Menschen gezählt zu werden, der sogar Macht über die bösen Geister hat.

»Lass in deinem Reich einen von uns rechts – und den anderen links – neben dir sitzen.« So betreiben die beiden Zebedäussöhne ganz offen Lobbyismus in eigener Sache.

Sie offenbaren damit, dass sie nicht in der großen Zahl der Anhänger Jesu untergehen wollen, dass auch sie gegen die alten Kämpfe der Menschheit – um den ersten Platz, das Rangeln um die Rangordnung, nicht immun sind.

Jakobus und Johannes gehörten mit zu den Ersten, die mit Jesus unterwegs waren. „Das muss doch was wert sein“, denken sie.

Auf dem Weg nach Jerusalem nun packen sie die Gelegenheit beim Schopf und versuchen, das Beste für sich herauszuholen.

Das kennen wir doch alle von uns selbst, oder? Ob es beim Kampf um die besten Plätze im Kino oder im Konzert ist. Oder beim Kampf um das kalte Buffett…oder um die Liegestühle am Hotelpool…

 

Jesus scheint den Wunsch zu verstehen, dass jemand Erster sein möchte. Er tadelt die beiden …und alle seine Jünger deshalb nicht.

Vielmehr – und das ist entscheidend – ordnet er die Prioritäten neu. Er stellt einen anderen Maßstab auf, in dem er ermutigt: Haltet fest an dem Wunsch, Erste oder Erster zu sein. Aber mit einer anderen Zielsetzung:

  • Erster sein, in der machtvollen Liebe zu anderen
  • Erster sein, in Großherzigkeit
  • Erster sein, im Dienst für andere

Jesus bestimmt damit in einem klaren Gegenentwurf neu, was dem Leben und den Menschen guttut …und dient.

 

„Nicht so bei euch“! rief er seinen Jüngern zu.

– …Zeigt sich das aktuell in den kirchlichen Gemeinden?

– …Ist etwas davon sichtbar in der Hierarchie der Diözesen?

– …Zwischen den Amtsträgern

– …und im Miteinander des Volkes Gottes?

– … Zeigt sich das bei uns? In unserer Gemeinde?

Titel und Rangordnungen finden sich auch in der Kirche. Und es gibt natürlich – wie in jeder differenzierten Organisation – »Erste«. Dagegen spricht sich Jesus nicht aus.

Diese aber, sollen sich anders verhalten, als es landläufig die »Ersten«, die Leiter, die Mächtigen in der Gesellschaft tun, die mit ihrer Macht nicht lebensfördernd umgehen.

Wer zur Nachfolgegemeinschaft Jesu gehört, der soll seine Macht …auch die »geistliche Vollmacht«, …im Sinne Jesu einsetzen. Dann wird sie eine positive, gestalterische und schützende Kraft. Lebens- und liebesfördernd.

In unserer Gesellschaft sind die wenigsten „ohnmächtig“, also ohne Macht. Und wenn es nur im Kleinen ist, eine gewisse Macht haben wir alle. Im Beruf, in der Familie, gegenüber Kindern, im Straßenverkehr, und… und…und…

Wie vorher festgestellt: „Wer zur Nachfolgegemeinschaft Jesu gehört, der soll seine Macht im Sinne Jesu einsetzen. Dann wird sie eine positive, gestalterische und schützende Kraft. Lebens- und liebesfördernd.“

 

Fangen wir bei uns selber an, seien wir die ERSTEN:

  • Erster, bei Toleranz
  • Erster, bei Mitgefühl
  • Erster, im Dienst für andere
  • Erster, in Großherzigkeit und Teilungsbereitschaft
  • Erster, in der Liebe zu anderen
  • Erster, in der Liebe zu Gott…..

Amen.

 

Christian Ernemann

 

Gedanken zu LK 1, 39-45

GEDANKEN ZU JOH 6,51-58

Der Evangelist Lukas erzählt von der Begegnung zweier Frauen, die nicht nur schwanger sind, sondern sich auch von Gott begnadet wissen. Das Glück der beiden Frauen hat noch eine viel tiefere Dimension als die Freude zweier werdender Mütter. Mit ihnen sind auch wir von Gott beschenkt.

 

EINE BEGEGNUNG

Schön, dass wir das sehen dürfen! Zwei Menschen treffen sich, zwei Mütter, zwei werdende Mütter! Die eine ist richtig alt! Die andere fast zu jung! Die eine heißt Elisabeth – die andere Maria. Die eine hat ganz viel Geschichte hinter sich – die andere noch ganz viel vor sich. Wie viele Generationen zwischen ihnen liegen? Ich weiß es nicht. Doch worauf es ankommt – das sind die Kinder. Was von ihnen zu sehen ist? Gewölbte Bäuche. Wie die beiden wohl ausgesehen haben in ihren Schwangerschaftshängern – sofern es so etwas damals schon gegeben hat. Ich fühle mich jedenfalls an meinen ersten Schwangerschaftskurs erinnert. Und an die Gespräche, an das Lachen und auch an so manchen Zweifel! In der Situation sind alle gleich und alle auch gleich voller Hoffnung. Schön, dass wir das sehen dürfen!

 

DER HEILIGE GEIST

In seinem Evangelium erzählt Lukas von dieser Begegnung. Von dieser einmaligen Begegnung. Eine Wiederholung hat es leider nicht gegeben. Nur die beiden Kinder werden ständig irgendetwas miteinander zu tun haben. Davon zu erzählen, heben wir uns auf. Es wird viele Gelegenheiten geben. Versprochen! Jetzt nehmen sich die beiden Frauen erst einmal in den Arm – Elisabeth und Maria. Ihre Bäuche schmiegen sich aneinander. Lukas erzählt sogar – woher er das wohl weiß? -, dass das Kind im Bauch Elisabeths hüpft. Das kann man tatsächlich sehen! Wer dann mit der Hand über den Bauch streichelt, spürt das neue Leben in seiner Handfläche. Glücksmomente für werdende Eltern! Man kann sogar mit den Bewegungen spielen. Und mit jeder Bewegung wächst die Freude: bald!

 

Soweit erzählt Lukas eigentlich nicht mehr als eine Geschichte von zwei schwangeren Frauen.

Liebe Mütter, liebe Väter, die ihr heute hier seid: Ihr kennt das! Und ihr Kinder! Lasst euch erzählen, wie schön das war, eure Bewegungen zu spüren. Eure Eltern haben regelrecht darauf gewartet. Und haben sich dabei glücklich angeschaut.

 

Lukas schaut ein wenig verwundert drein. Heh, ist ja schön, was ihr jetzt denkt. Aber ich möchte euch mehr erzählen. Von diesen beiden Menschen! Elisabeth freut sich jetzt nicht über ihr Kind, das in ihr wächst – sie freut sich überschwänglich über das Kind, das im Bauch der Maria darauf wartet, das Licht der Welt zu erblicken. Sie nennt es sogar „ihren Herrn“! Die alte Frau nennt das noch nicht geborene Kind „Herr“! Große Dinge scheinen sich anzukündigen, von denen wir noch wenig wissen. Was weiß Elisabeth? Maria ist in dieser Begegnung still. Sie sagt – außer ihrem Gruß, als sie das Haus betritt – kein Wort. Aber sie hört etwas! Sie hört etwas von ihrem Kind! War da nicht vorher schon der Engel, der eigens zu ihr gesandt war?

 

Und jetzt Elisabeth. – Lukas lüftet auch das Geheimnis. Der Heilige Geist hat die Fäden in der Hand. Der Heilige Geist spielt in dieser Geschichte – sagen wir – die Hauptrolle. Was wir nicht wissen können, wird uns gesagt. Von ihm.

 

WENN ALTE VERHEISSUNGEN GOTTES IN ERFÜLLUNG GEHEN

Spannende Frage: Hat das Hüpfen des Kindes im Bauch der Elisabeth womöglich auch noch eine andere Bedeutung, als die natürliche Bewegung eines Babys, das sich schon einmal streicheln lässt? Doch! Johannes freut sich! Johannes freut sich auf Jesus! Johannes freut sich darüber, dass die alten Verheißungen Gottes in Erfüllung gehen. Dabei ist Johannes noch nicht einmal geboren! Eine schöne Geschichte: Bevor nur ein Wort gesagt wird, wandert die Freude über den Bauch der Elisabeth. Es ist jetzt nicht das Gesicht, auch nicht die Augen, die lachen – es ist der Bauch! Lukas hat viele schöne Geschichten erzählt in seinem Evangelium, das aber ist einmalig: dass ein Bauch vor Freude bebt, hat die Welt noch nicht gesehen. Nicht gesehen? Doch – hat sie!

Es war im Bergland von Juda. Hier sagen sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“. Gott fängt in der Einöde Neues an. Eigentlich unbemerkt. Wenn da nicht der Bauch wäre!
Du, Betlehem-Efrata, bist zwar klein unter den Sippen Judas,
aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll.

So Micha, einer von den zwölf kleinen Propheten.
Die Menschen werden in Sicherheit wohnen;
denn nun wird er groß sein bis an die Grenzen der Erde.
Und er wird der Friede sein.

Ist es in Ordnung, wenn ich es einfach zitiere? Ich habe kaum Worte dafür. Mein Bauchgefühl sagt mir, es sei Zeit für diese Hoffnung: … bis an die Grenzen der Erde … Er wird der Friede sein.

 

ALT UND JUNG

Wir sollten noch mal zu Elisabeth und Maria gehen! Eine intime Szene – eigentlich. Von Lukas aber so gemalt, dass die ganze Welt zusehen soll. In der Begegnung dieser beiden Frauen treffen Welten aufeinander: die „alte“ Welt, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat – und die „neue“ Welt, die Schalom, Frieden, Heil bringt. In der Begegnung dieser beiden Frauen treffen Hoffnungen aufeinander. Merkwürdig: Mehr als diese Schwangerschaften haben wir gerade nicht. Dass Gott so klein anfängt – oder auch so klein weitermacht – passt doch tatsächlich in einen Bauch.

Manuela Paflitschek

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Angedacht 15.11.2024
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Angedacht 15.11.2024

Ein bisschen so wie Martin möcht‘ ich manchmal sein, und ich will an andere denken, ihnen auch mal etwas schenken. Nur ein bisschen klitzeklein möcht‘ ich wie St. Martin sein.
Mit diesen Worten beginnt ein bekanntes Martinslied.
Am vergangenen Montag war der Gedenktag des Heiligen Martinus, dem Parton unserer katholischen St. Martinus Kirche.

Martinus war, so wie ihm familiär vorbestimmt war, Soldat.
Nach der bekannten Szene der Mantelteilung, erschien ihm Jesus im Traum mit dem halben Mantel.
Das brachte Martinus dazu sich für einen anderen Lebensweg zu entscheiden.
Die Mantelteillung ist die wohl bekannteste Geschichte aus dem Leben des Heiligen. Doch der Heilige Martinus hat noch sehr viel mehr getan.
Es werden ihm Wunderheilungen und Wundertaten zugeschrieben.
Unfreiwillig wurde er Bischof von Tours und er unternahm viele Missionsreisen.

Ein bisschen so wie Martin möcht‘ ich manchmal sein
Die Lebensgeschichte des Heiligen Martin ist für mich auch heute noch wegweisend. Martin verkörpert das Gegenteil von dem was sich in unserer hektischen Zeit heute abspielt. Jeder ist so sehr mit sich selbst beschäftigt, mit den ach so drängenden Terminen und Verpflichtungen, dass er den anderen Menschen neben sich, der vielleicht Hilfe benötigt nicht sieht und oft nicht wahrnimmt.
Der Heilige Martinus hat das wenige das er besessen hat mit den Ärmeren und Schwächeren geteilt.
Er hat im Stillen agiert und sich nie in den Vordergrund gestellt.

Doch was bedeutet das Heute?
Ein bisschen so wie Martin möcht‘ ich manchmal sein
Eigentlich ist es ganz einfach, ein bisschen so wie „Martin“ zu sein.
Teilen kann man auf sehr unterschiedliche Art. Viele Menschen sind allein, einsam oder fühlen sich ausgeschlossen weil sie ärmer sind als Andere. Diese Menschen bewusst wahrnehmen, ihnen zuzuhören und zu helfen, kann man in dem ihnen etwas Zeit schenkt, Zeit von der eigenen Freiheit schenkt um mit ihnen zu reden und Zeit zu verbringen.

Ein bisschen so wie Martin möcht‘ ich manchmal sein
Heißt für mich ganz konkret, einen Teil meiner Freizeit für diejenigen zu geben die es im Leben nicht so einfach haben, aus ganz unterschiedlichen Gründen und gezwungen sind in der Tafel einzukaufen.

Ein bisschen so wie Martin möcht‘ ich manchmal sein
In der Nachfolge des Heiligen Martinus, weiterhin in der Kirchengemeinde in seinem Sinne zu agieren um seinem Vorbild nachzufolgen.

Ein bisschen so wie Martin möcht‘ ich manchmal sein, und ich will an andere denken, ihnen auch maletwas schenken. Nur ein bisschen klitzeklein möcht‘ ich wie St. Martin sein.

Jacqueline Avagliano
Mitglied im Kirchengemeinderat von St. Martinus

Die Farben dieser Welt

Die Farben dieser Welt

Vor langer Zeit begannen die Farben dieser Welt sich zu streiten. Jede behauptete, sie sei die Beste, die Wichtigste, die Nützlichste oder die Beliebteste.

Grün sagte:
Natürlich bin ich die wichtigste Farbe! Ich lasse die Pflanzen wachsen. Alles, was lebt, ist grün! Ich wurde ausgesucht für das Gute und die Pflanzen. Ohne mich würde die Erde sterben. Ich bin die Farbe der Hoffnung.
Hellblau unterbrach:
Du denkst nur an die Erde, aber schau den Himmel und das Meer an. Es ist das Wasser, das alles Leben erschafft. Der Himmel steht für Frieden. Ohne Frieden wärt ihr alle ärmer. Ohne Blau kann niemand sein.
Orange meldete sich:
Ich bin die Farbe der leckersten Frucht: der Orange. Ich bringe wichtige Vitamine. Außerdem bin ich die Farbe der Energie: In meiner Nähe sind alle fröhlich!
Lila fuhr dazwischen:
Ich bin die Farbe der Macht: Fürsten, Könige und Bischöfe tragen mich!
Ich bin die Macht. Niemand zweifelt an mir und alle hören mir zu!
Gelb lachte:
Ich bringe Lachen und Wärme in die Welt! Die Sonne ist gelb, der Mond ist gelb und die Sterne; auch die Sonnenblume und die Zitrone.
Rot trat auf:
Ich bin Rot – das Blut und das Leben! Ich bin die Gefahr, die Tapferkeit und die Liebe! Ohne mich wäre die Erde so langweilig wie der Mond! Ich bin das Böse, die Wahrheit und der Tod!
Da sprach Blau:
Ich bin die Farbe der Stille. Ihr nehmt mich kaum wahr, doch wäre ohne mich alles oberflächlich. Ich bringe die Gedanken, die Überlegungen und Zwischentöne. Ich bin der Glaube, die stillen Momente und der innere Frieden!

Da begannen die Farben laut zu streiten! Sie bemerkten nicht, dass der
Himmel immer dunkler wurde. Es begann zu grollen und plötzlich donnerte und blitzte es!
Regen prasselte herab.
Ängstlich drückten sich die Farben aneinander.

Da sprach der Regen:
Ihre dummen Farben streitet euch untereinander und versucht, besser als die anderen zu sein!
Wisst ihr nicht, dass ihr alle einzigartig seid und etwas ganz Besonderes?
Reicht euch die Hände und kommt zu mir!

Die Farben taten, was der Regen ihnen aufgetragen hatte: Sie nahmen sich bei den Händen, und es bildete sich … ein Regenbogen!

Die Sonne fuhr fort:
„Von nun an, wenn es regnet, werdet ihr einen Regenbogen bilden: Denn
damit zeigt ihr, dass ihr in Frieden leben könnt! Der Regenbogen ist ein
Zeichen der Hoffnung und Versöhnung!“ Durch meine Strahlen werdet ihr
als Farben erst sichtbar.

In unserer Geschichte hat jede Farbe gemeint, die wichtigste, die schönste und die beste zu sein. Wenn keine Farbe etwas mit der anderen zu tun haben möchte, weil sie meint besser zu sein, dann steht sie ganz schön alleine da.
Die Sonne hat es geschafft, die Farben miteinander zu versöhnen; denn nur wo Licht ist, können Farben sichtbar werden.
Wir haben schon oft beobachten können, dass in Verbindung mit Regen und Sonnenschein ein Regenbogen entsteht. Sieben Farben bilden eine Brücke. Sieben Farben verbinden sich zu einem Bogen. Sieben Farben erinnern, dass Gott uns nahe ist.

Die Sonne ist ein Bild für Gott. Wo Gott ist, ist Licht. Wo Gottes Licht in den Herzen der Menschen leuchten kann, da kann das Leben der Menschen bunt und schön werden.

(Lesung aus dem Leben anlässlich des Dankgottesdienstes für Pfarrer Nagler am 22.09.24)