Angedacht 15.11.2024
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Angedacht 15.11.2024

Ein bisschen so wie Martin möcht‘ ich manchmal sein, und ich will an andere denken, ihnen auch mal etwas schenken. Nur ein bisschen klitzeklein möcht‘ ich wie St. Martin sein.
Mit diesen Worten beginnt ein bekanntes Martinslied.
Am vergangenen Montag war der Gedenktag des Heiligen Martinus, dem Parton unserer katholischen St. Martinus Kirche.

Martinus war, so wie ihm familiär vorbestimmt war, Soldat.
Nach der bekannten Szene der Mantelteilung, erschien ihm Jesus im Traum mit dem halben Mantel.
Das brachte Martinus dazu sich für einen anderen Lebensweg zu entscheiden.
Die Mantelteillung ist die wohl bekannteste Geschichte aus dem Leben des Heiligen. Doch der Heilige Martinus hat noch sehr viel mehr getan.
Es werden ihm Wunderheilungen und Wundertaten zugeschrieben.
Unfreiwillig wurde er Bischof von Tours und er unternahm viele Missionsreisen.

Ein bisschen so wie Martin möcht‘ ich manchmal sein
Die Lebensgeschichte des Heiligen Martin ist für mich auch heute noch wegweisend. Martin verkörpert das Gegenteil von dem was sich in unserer hektischen Zeit heute abspielt. Jeder ist so sehr mit sich selbst beschäftigt, mit den ach so drängenden Terminen und Verpflichtungen, dass er den anderen Menschen neben sich, der vielleicht Hilfe benötigt nicht sieht und oft nicht wahrnimmt.
Der Heilige Martinus hat das wenige das er besessen hat mit den Ärmeren und Schwächeren geteilt.
Er hat im Stillen agiert und sich nie in den Vordergrund gestellt.

Doch was bedeutet das Heute?
Ein bisschen so wie Martin möcht‘ ich manchmal sein
Eigentlich ist es ganz einfach, ein bisschen so wie „Martin“ zu sein.
Teilen kann man auf sehr unterschiedliche Art. Viele Menschen sind allein, einsam oder fühlen sich ausgeschlossen weil sie ärmer sind als Andere. Diese Menschen bewusst wahrnehmen, ihnen zuzuhören und zu helfen, kann man in dem ihnen etwas Zeit schenkt, Zeit von der eigenen Freiheit schenkt um mit ihnen zu reden und Zeit zu verbringen.

Ein bisschen so wie Martin möcht‘ ich manchmal sein
Heißt für mich ganz konkret, einen Teil meiner Freizeit für diejenigen zu geben die es im Leben nicht so einfach haben, aus ganz unterschiedlichen Gründen und gezwungen sind in der Tafel einzukaufen.

Ein bisschen so wie Martin möcht‘ ich manchmal sein
In der Nachfolge des Heiligen Martinus, weiterhin in der Kirchengemeinde in seinem Sinne zu agieren um seinem Vorbild nachzufolgen.

Ein bisschen so wie Martin möcht‘ ich manchmal sein, und ich will an andere denken, ihnen auch maletwas schenken. Nur ein bisschen klitzeklein möcht‘ ich wie St. Martin sein.

Jacqueline Avagliano
Mitglied im Kirchengemeinderat von St. Martinus

Die Farben dieser Welt

Die Farben dieser Welt

Vor langer Zeit begannen die Farben dieser Welt sich zu streiten. Jede behauptete, sie sei die Beste, die Wichtigste, die Nützlichste oder die Beliebteste.

Grün sagte:
Natürlich bin ich die wichtigste Farbe! Ich lasse die Pflanzen wachsen. Alles, was lebt, ist grün! Ich wurde ausgesucht für das Gute und die Pflanzen. Ohne mich würde die Erde sterben. Ich bin die Farbe der Hoffnung.
Hellblau unterbrach:
Du denkst nur an die Erde, aber schau den Himmel und das Meer an. Es ist das Wasser, das alles Leben erschafft. Der Himmel steht für Frieden. Ohne Frieden wärt ihr alle ärmer. Ohne Blau kann niemand sein.
Orange meldete sich:
Ich bin die Farbe der leckersten Frucht: der Orange. Ich bringe wichtige Vitamine. Außerdem bin ich die Farbe der Energie: In meiner Nähe sind alle fröhlich!
Lila fuhr dazwischen:
Ich bin die Farbe der Macht: Fürsten, Könige und Bischöfe tragen mich!
Ich bin die Macht. Niemand zweifelt an mir und alle hören mir zu!
Gelb lachte:
Ich bringe Lachen und Wärme in die Welt! Die Sonne ist gelb, der Mond ist gelb und die Sterne; auch die Sonnenblume und die Zitrone.
Rot trat auf:
Ich bin Rot – das Blut und das Leben! Ich bin die Gefahr, die Tapferkeit und die Liebe! Ohne mich wäre die Erde so langweilig wie der Mond! Ich bin das Böse, die Wahrheit und der Tod!
Da sprach Blau:
Ich bin die Farbe der Stille. Ihr nehmt mich kaum wahr, doch wäre ohne mich alles oberflächlich. Ich bringe die Gedanken, die Überlegungen und Zwischentöne. Ich bin der Glaube, die stillen Momente und der innere Frieden!

Da begannen die Farben laut zu streiten! Sie bemerkten nicht, dass der
Himmel immer dunkler wurde. Es begann zu grollen und plötzlich donnerte und blitzte es!
Regen prasselte herab.
Ängstlich drückten sich die Farben aneinander.

Da sprach der Regen:
Ihre dummen Farben streitet euch untereinander und versucht, besser als die anderen zu sein!
Wisst ihr nicht, dass ihr alle einzigartig seid und etwas ganz Besonderes?
Reicht euch die Hände und kommt zu mir!

Die Farben taten, was der Regen ihnen aufgetragen hatte: Sie nahmen sich bei den Händen, und es bildete sich … ein Regenbogen!

Die Sonne fuhr fort:
„Von nun an, wenn es regnet, werdet ihr einen Regenbogen bilden: Denn
damit zeigt ihr, dass ihr in Frieden leben könnt! Der Regenbogen ist ein
Zeichen der Hoffnung und Versöhnung!“ Durch meine Strahlen werdet ihr
als Farben erst sichtbar.

In unserer Geschichte hat jede Farbe gemeint, die wichtigste, die schönste und die beste zu sein. Wenn keine Farbe etwas mit der anderen zu tun haben möchte, weil sie meint besser zu sein, dann steht sie ganz schön alleine da.
Die Sonne hat es geschafft, die Farben miteinander zu versöhnen; denn nur wo Licht ist, können Farben sichtbar werden.
Wir haben schon oft beobachten können, dass in Verbindung mit Regen und Sonnenschein ein Regenbogen entsteht. Sieben Farben bilden eine Brücke. Sieben Farben verbinden sich zu einem Bogen. Sieben Farben erinnern, dass Gott uns nahe ist.

Die Sonne ist ein Bild für Gott. Wo Gott ist, ist Licht. Wo Gottes Licht in den Herzen der Menschen leuchten kann, da kann das Leben der Menschen bunt und schön werden.

(Lesung aus dem Leben anlässlich des Dankgottesdienstes für Pfarrer Nagler am 22.09.24)

Gedanken zu Mk 8,27-35 und Jes 50,5-9a

Gedanken zu Mk 8,27-35 und Jes 50,5-9a

EIN UND DEIN BLICK AUF JESUS
Franz Kamphaus, der frühere Bischof von Limburg, fing eine Predigt zur Priesterweihe so an: „Wer bin ich für dich? Wer fragt denn sowas? Ein Kind – und Jesus!“ Die Pause im dritten Satz war lang. Das war das Anliegen des Bischofs. Er wollte die Gemeinde zum Nachdenken bringen.
Ich verändere diese Situation ein wenig. Ich mache aus der Frage Jesu an seine Jünger eine Frage eines suchenden Menschen an uns als Gemeinde: „Wer ist Jesus für Euch?“
Welche Antworten bekäme er von uns? Was an Jesus ist uns so wichtig, dass wir sie diesem Menschen sagen wollen?

  • Ist er der gute Redner, der für jede Situation ein passendes Gleichnis hatte?
  • Ist er der Heiland, der Not sah und darauf reagierte?
  • Ist uns aus dem vergangenen Juli und August mit den Evangelien aus dem 6. Kapitel des Johannesevangeliums sein Anspruch wichtig: »Ich bin das Brot des Lebens«?
    Die Liste können wir beliebig verlängern. Meistens werden unsere Bekenntnisse die Größe Jesu beschreiben. Es ist wohl eine Einladung an den suchenden Menschen, auch dazuzukommen. Es lohnt sich doch!

WIE PASST DAZU DER GOTTESKNECHT?
Wie leicht oder schwer fiele uns der Hinweis aus der Jesajalesung? Ist Jesus für mich »der Gottesknecht«? In der Karwoche legen es die Lesungen nahe. Gott hat seinen Sohn auf diesen Weg vorbereitet. Er wird leiden… Da kann es eine Hilfe sein, zu sagen: „So war es ja beschrieben. Einmal wird das sein.“
Petrus will das nicht wahrhaben. Da muss er eingreifen. Er weist Jesus zurecht. Er will weiter den großen Meister anschauen und ihm folgen. Petrus wird von Jesus abgewiesen.
Tatsächlich fällt es schwerer, den Leiden eines Menschen zuzuschauen. Es fällt leichter, die Erfolge zu sehen und zu teilen. Dann bleibt Jesus der Große! Er fällt dann aber als unser Erlöser aus.

BRAUCHE ICH EINEN ERLÖSER?
Den Emmausjüngern legt Jesus es auf dem Weg dar: „Der Messias musste all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit einzugehen!“ Wenn wir das am Ostermontag hören, kennen wir schon das Ergebnis. Karfreitag war nicht das Ende, sondern Ostern der Neubeginn.
Der Gottesknecht geht seinen Weg, um die Menschen zu erlösen. Ich habe eben bei den möglichen Worten über Jesus »den Erlöser« nicht erwähnt. Soll ich es nun tun?
Ist Jesus für mich »der Erlöser«? – Wovon soll er mich erlösen? Kann ich mir selbst auch Schwachstellen in meinem Leben eingestehen? Oder spreche ich sie nur in der Geistlichen Begleitung oder in einem Beichtgespräch an?
Jesus als »Heiland in der Not« sehen wirft die Frage auf: Handle ich dann auch so wie er? Genau dazu fordert der Jakobusbrief auf. Wenn du einen Menschen in Not siehst, dann hilf ihm. Sei für ihn wie ein Martin oder ein Christophorus. Sei für ihn das strahlende Auge, mit dem er angeschaut wird.

DER WIEDERHOLTE ODER INTENSIVE BLICK
Wer bei einem Museumsbesuch länger vor einem Bild verweilt, entdeckt meist nach und nach immer mehr. Das Bild erzählt dem Betrachter immer noch mehr. Gilt das auch für unseren Blick auf Jesus?
Ab und zu kommen Fremde in unsere Kirche und haben mich nach Details der Fensterbilder gefragt. Bei manchen Dingen musste ich selbst einmal schauen. Sie sind mir in all den Jahren nicht aufgefallen. Erst der Erklärungswunsch der Fremden hat mir neu den Blick geschärft. Und er lässt mich fragen: „Welche Botschaft wollte der Künstler vermitteln?
Decken- und Wandgemälde in Kirchen oder die gestalteten Fenster sind als bleibende Werke gedacht und beauftragt worden. Wir sehen sie immer wieder.
Viele Menschen kennen »digitale Bilderrahmen«. Je nach Einstellung wechseln sie immer wieder das Bild, das sie zeigen. Alle Bilder hat der festgelegt, der die dazugehörige Bildbibliothek erstellt hat…
Auf Jesus bezogen muss sich niemand mehr festlegen auf ein Motiv oder eine Seite Jesu. Es kann die Vielfalt der Seiten Jesu dokumentiert werden.
Von Jesus kann ich sagen: Du bist für mich die Vielfalt, die mich trägt!

Manuela Paflitschek, Pastorale Mitarbeiterin

„Erzähle, worauf du vertraust…“

„Erzähle, worauf du vertraust…“

Heiliger Geist, unermessliche Gabe, du öffnest Wege,
der Welt die frohe Botschaft des Evangeliums zu bringen.
Die ganze Kirche trägt Zeichen deiner Botschaft.
Zeichen deiner Liebe, die all jenen Kraft,
Leben und Freude schenkt,
denen es daran mangelt – in ihren Familien,
in christlichen Gemeinschaften, an den Rändern,
an die du uns sendest.
Komm in die Herzen aller Gläubigen,
damit wir selbst Zeichen werden für das Evangelium in der Welt.
Du schenkst uns den Mut,
uns einander von unseren Sorgen und Hoffnungen zu erzählen.
Wir vertrauen auf dich.
Amen.

Fr. Olivier Quenardel OSCO – Gebet zum Diasporasonntag

 

 

Gebet

„Wusstest du schon, dass die Nähe…“

Wusstest du schon,
dass die Nähe eines Menschen gesundmachen, krankmachen, tot oder lebendig machen kann?
Wusstest du schon,
dass die Nähe eines Menschen gut machen, böse machen, traurig und froh machen kann?
Wusstest du schon,
dass das Wegbleiben eines Menschen sterben lassen kann,
dass das Kommen eines Menschen wieder leben lässt?
Wusstest du schon,
dass die Stimme eines Menschen einen anderen Menschen wieder aufhorchen lässt,
der für alles taub war?
Wusstest du schon,
dass das Zeithaben für einen Menschen mehr ist als Geld,
mehr als Medikamente, unter Umständen mehr als eine geniale Operation?
Wusstest du schon,
dass das Anhören eines Menschen Wunder wirkt,
dass das Wohlwollen Zinsen bringt,
dass ein Vorschuss an Vertrauen hundertfach auf uns zurückkommt?
Wusstest du schon,
dass Tun mehr ist als Reden?
Wusstest du das alles schon?
Wusstest du auch schon,
dass der Weg vom Wissen über das Reden zum Tun unendlich weit ist?

Wilhelm Willms, Priester und Schriftsteller, (aus: Der geerdete Himmel)

 

Gedanken zu Joh 6,51-58

GEDANKEN ZU JOH 6,51-58

Da stritten sich die Juden untereinander und sagten: „Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“. Das war nicht nur damals eine schräge, wenn nicht sogar widerliche und unerträgliche Vorstellung, das geht uns heute noch genauso.
Doch Jesus lässt sich davon nicht irritieren. Er spricht weiterhin vom Fleisch, immer wieder, gleich viermal hintereinander, und wie um das Ganze zu verschlimmern, nimmt er noch den Begriff „Blut“ dazu. „Amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.“ Jesus lässt keine Zweifel. „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank.“ Wenn Jesus diese anstößige Formulierung verwendet, obwohl er um diese Anstößigkeit weiß, dann hat dies einen gewichtigen Grund.
Wir kennen aus unserer eigenen Sprache Formulierungen, die helfen die Absicht Jesu zu verstehen: „etwas ist uns in Fleisch und Blut übergegangen“ oder „etwas hat sich tief in uns eingefleischt“. Wir meinen damit nicht etwas symbolhaft Äußerliches, sondern etwas, das uns tatsächlich in Fleisch und Blut übergegangen ist und sich tief in unser Bewusstsein eingeprägt, eingefleischt hat.
Das ist der Punkt, den Jesus hier anspricht. Er spricht von seinem Lebensweg. Dieser Weg war ein sehr konkreter Weg, ein Weg, der ihn in Gegnerschaft mit den Mächtigen brachte, der von ihm äußerste Entscheidungen verlangte, der ihn zum grausamen Weg ans Kreuz führte, auf dem er aber Auferstehung erfuhr, ein Weg, der für ihn wahres, ewig gültiges Leben bedeutete.
Wenn Jesus nun von den Seinen einforderte, dass sie sein Fleisch essen und sein Blut trinken sollten und dass dieser Weg ewiges Leben und Auferstehung bedeute, dann, damit die Seinen sich dieses Konzept von Leben buchstäblich einfleischen sollten. Dies sollte ihnen in Fleisch und Blut übergehen.
In diesem Sinne ist die Ablehnung der Umstehenden, die sich in dieser Anfrage: „Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“ ausdrückte, eher eine Abwehr gegenüber einem solch kompromisslosen Lebensweg. Man streitet dann lieber um eine problematische Formulierung als über den herausfordernden Inhalt. Deshalb lässt sich Jesus hier nicht irritieren, unterstreicht das Ganz noch einmal: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.“ Er wird Auferstehung erfahren. Es geht Jesus um eine lebendige Beziehung zu ihm, zu Gott, seinem Vater. Leben ist Beziehung. Wirkliches Leben ist Beziehung. In welchen Beziehungen wollen wir leben? Welche Beziehung bedeutet wirkliches Leben und welche Beziehungen verfehlen das Leben?
Als eine wirkliche, sogar ewig gültiges Leben nährende Beziehung, bietet sich Jesus selbst an. Er ist das lebendige Brot vom Himmel, ein Lebensentwurf, der uns in Fleisch und Blut übergehen soll. Es geht hier um eine seelisch-ganzheitliche Lebensnahrung.
Im Allgemeinen achten wir darauf, was wir an Essen und Trinken zu uns nehmen. Wir schauen nach der Herkunft und den Inhaltsstoffen. Frisch soll die Nahrung sein, ökologisch angebaut.
Sind wir bei unserer Seelennahrung auch so genau? Wie viel konsumieren wir, eher nebenbei, durch die Medien, Fernsehen, Internet? Wo viele Eindrücke, Bilder, Gewalt, Oberflächlichkeit, Gerede, so viel Ablenkung, die doch Geist und Seele nicht satt machen. Was macht uns nun wirklich satt? Wie stillen wir unseren Hunger nach Liebe und Geborgenheit, nach Annahme und Zuwendung, unseren Hunger nach Freude und Hoffnung, mehr noch, nach einem sinnhaften Lebensentwurf, der selbst dort nicht sinnlos wird, wenn er uns viel abverlangt, wo es Durststrecken zu durchstehen gilt, unter Umständen Leiden und Tod bedeuten?
Da ist die Rede von Jesus klar und eindeutig. Ich bin das lebendige Brot. Jeder, der mich isst, wird durch mich leben. Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit. Natürlich sprechen diese Worte auf das Letzte Abendmahl an und heute auf unsere Eucharistiefeiern, die sich ja als die Erfüllung der Bitte Jesu, sein Mahl zu feiern, sein Fleisch zu essen, bis er wiederkommt, verstehen.

Vom Essen dieses Brotes verspricht sich Jesus die große Hereinverwandlung seines Lebens in unser Leben und unseres Lebens in sein Leben.
Joe Übelmesser hat dies einmal in seinem Gedicht: Die fünfte Verwandlung, so ausgedrückt:
Wenn aus dem Samen die Ähre wächst und am Weinstock die Trauben reifen, dann hat Gott selber die Hand im Spiel. Dies ist die erste Verwandlung. Aus den Körnern wird Brot gebacken und aus den Trauben der Wein gekeltert. Menschenhand verbunden mit Gottes Kraft. Dies ist die zweite Verwandlung. Wenn aus dem Brot Leib Christi wird und sein Blut aus dem Wein im Kelche, weil jemand wieder die Worte spricht wie einst beim letzten Abendmahl, dann geschieht die dritte Verwandlung. Versammelt zum heiligen Mahl, empfangen wir dann ihn selber als Speise, um eins zu werden mit ihm. Ein Herz und eine Seele und ein Leib. Dies ist die vierte Verwandlung. Und als neue Menschen in seinem Geist sind wir gesendet, die Welt zu verwandeln.
Das ist die fünfte Verwandlung, die schwerste von allen, aber die wichtigste. (Dass wir sie erfüllen, dazu segne uns, Herr, unser Gott. Amen.) Das ist die Schwerste von allen, aber die Wichtigste. Das wusste Jesus und deshalb redet er hier nicht um den heißen Brei. Er benennt es direkt mit diesen anstößigen und herausfordernden Worten: „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.“
Und Jesus fügt noch hinzu: „Mit diesem Brot ist es nicht wie mit dem Brot, das eure Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.“
Wenn wir zum Arzt müssen, kann dieser in unserem Blutbild lesen wie in einem Buch, was uns fehlt, wie es um unser Organe und unsere Lebenskräfte, ja um unser Leben steht. Wird sich in unserem Blutbild heute auch Jesus Lebensentwurf feststellen können, wenigstens ansatzweise?

Franz Nagler, Pfarrer i.R.

Gebet zum Weltmissionssonntag 2024

Herr, du malst den Himmel blau und das Meer
in allen Farben so schön und lebendig.
Wenn Wind und Wasser tanzen, tanzen sie für dich.
Doch der Meeresspiegel steigt leise.
Sei bei allen, die sich davor fürchten.
Die ihr Heim verlieren, ihre Familiengräber und ihre Identität;
denn ihre Hoffnung, sie gilt dir.
Du lässt Frauen und Kinder lachen, voller Gaben, so mutig und klug.
Viele rudern kraftvoll das Boot,
doch nicht alle finden das rettende Ufer, sondern erleben Gewalt.
Schaffe den Verletzten Gerechtigkeit, hilf ihnen Heilung zu finden
und wo möglich vergeben zu können; denn ihre Hoffnung, sie gilt dir.
Du pflanzt Hoffnung auch in mich, doch was erhoffst du dir von mir?
Kann ich selbst Hoffnung sein für deine Schöpfung, deinen Frieden?
Auch ich sitze in dem Boot.
Stell auch meine Füße auf trockenen Grund
und gib mir den Mut, voranzugehen;
denn meine Hoffnung, sie gilt dir.

Gedanken zu APG 4,32-35 UND JOH 20,19-31

Die erste Lesung hatte in der Geschichte des Christentums eine lang anhaltende Wirkung. Wir wissen nicht, ob es diesen Zustand jemals gab in der Kirche, dass alle „ein Herz und eine Seele“ waren, dass alle alles gemeinsam hatten, dass keiner Not litt, dass alle Zeugnis von der Auferstehung ablegten, dass jedem so viel zugeteilt wurde, wie er nötig hatte, möglich geworden aus einem Topf, da alle Grundbesitzer ihre Häuser und Grundstücke verkauften und das Geld den Aposteln übergaben.
Aber der Bericht muss auf einer Erinnerung beruhen, wie groß die Geschwisterlichkeit am Beginn der Jesusbewegung war. Das Christentum hatte für die Gesellschaft eine heilsame Bedeutung. Der Bericht verursachte wahrscheinlich damals schon einen ziehenden Schmerz, wie der Beginn war und es heute nicht mehr ist.

 

Vor allem vor dem Hintergrund des Römischen Reiches war das Christentum eine reale Alternative. Dies wurde bemerkt und in kaum nachvollziehbarer Geschwindigkeit verbreitete sich das Christentum. Der Bericht der Apostelgeschichte war eine Antwort auf die Ausbeutung durch den römischen Staat und seine morbide Gottes- bzw. Götzenverehrung.
Ein wenig spiegelt sich dies auch im Bericht über den sogenannten „ungläubigen“ Thomas. Worin bestand denn seine Ungläubigkeit? Doch nur darin, dass er den anderen Aposteln nicht geglaubt hat.

 

Thomas scheint einer gewesen zu sein, der die Anfangsbegeisterung, dass alle ein Herz und eine Seele waren, nicht mitbekommen hatte. Er scheint nicht mitbekommen zu haben, wie der Geist Jesu auf die Jünger übergegangen war, wie durch die Sündenvergebung alte Rechnungen beglichen worden waren.
Thomas war beim ersten Treffen nicht dabei. Hatte er sich vom Jüngerkreis entfernt? Nun hat er sich wieder angenähert: „Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei.
Er hatte sich wohl von den anderen Jüngern die erste Begegnung mit Jesus erzählen lassen, aber darauf mit einer klaren Einstellung reagiert: „Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe, und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“
Es scheint nicht der Fall gewesen zu ein, dass Thomas ungläubig war. Im Gegenteil wollte er durch seine Anfrage der Sache auf den Grund gehen, wollte Vertrauen und Erfahrung, Glaube und Vernunft zusammenbringen.
Ein vorgelegter Glaube war für ihn kein möglicher Weg. So geht er einer direkten Begegnung mit dem auferstandenen Christus entgegen.

 

Unsere Situation heute ist dem nicht unähnlich. Der vorgelegte Glaube, die Katechismussätze überzeugen kaum mehr Menschen, gesucht wird eine direkte Gotteserfahrung.
Die Haltung von Thomas ist hier eher als eine aktive Anstrengung Christus zu begegnen, zu verstehen. Der auferstandene Christus scheint dies honoriert zu haben. Bei der ersten Begegnung mit den Aposteln heißt es: „Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.“ Bei dieser zweiten Begegnung, acht Tage später, fordert Jesus Thomas direkt auf: „Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“
Thomas lebte in einer Haltung wacher Erwartung. Er vertraute darauf, dass es tatsächlich Erfahrungen des Göttlichen zu machen gibt und dass es darauf ankommt, dafür offen zu sein.

 

Vor kurzem haben wir uns mit der These von Tomas Halik beschäftigt, „so zu leben, zu glauben, als ob es Gott gäbe“. Denn wer so lebt wird neue Erfahrungen mit dem Glauben machen, ihm werden sich größere Möglichkeiten öffnen, die das Leben wertvoller, reicher machen. Durch das Experiment der Erfahrung wird sich zeigen, welch lebensfördernde Wahrheit hinter dem Glauben steckt. Und tatsächlich, die aktive Anstrengung des Thomas, Christus zu begegnen, wird mehr als erfüllt, so dass er nur noch stammelnd bekennt: „Mein Herr und mein Gott!“. Zehn Apostel konnten Thomas nicht überzeugen, die reale Begegnung mit dem Auferstandenen brachte es zustande.

 

Wir werden heute nicht daran vorbeikommen, dieselben Wege zu beschreiten. Hinter all dem Traditionsgut unserer Kirche muss die direkte Erfahrung mit Christus, mit Gott gesucht werden. Erst eine Erfahrung mit dem Glauben, mit einer Gotteserfahrung wird dann auch den Reichtum der Tradition erschließen oder diese in Frage stellen, verändern, bereichern. „Ich habe dich draußen gesucht, während du drinnen warst“, wird der heilige Augustinus über seinen Lebensweg bekennen.

 

Auffallend bei dieser Begegnung mit dem Auferstandenen ist die Sündenvergebung: „Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.“ Aufgabe der Sündenvergebung war es, die Menschen in die Lage zu versetzen, ohne Hindernisse in der Gemeinschaft mit Gott zu leben.
Dazu bedurfte es zuerst einer eigenen Selbstreflexion. Romano Guardini schrieb dazu: „Hat der Mensch, der immer „recht“ hat, nicht in Wahrheit aufs gefährlichste unrecht? Blickt der Mensch, bei dem immer die anderen schuld sind, nicht beständig an der eigenen Schuld vorbei? Lebt der, der immer seinen Willen durchsetzt, nicht in verhängnisvoller Täuschung darüber, wie töricht, wie eingebildet, wie engherzig, wie gewalttätig er ist, und welches Unheil er anrichtet? Will ich also richtig mit mir selbst – und, aus mir heraus, mit den anderen – umgehen, dann darf ich nicht an meiner Wirklichkeit vorbeiblicken, mir nichts vormachen, sondern muss wahr gegen mich sein. Aber wie schwer ist das; und wie kläglich sieht es mit uns aus, wenn wir uns ehrlich prüfen.“
Wollen wir dies heute einlösen, dann ist uns eine herausfordernde Zukunft beschieden, in der das Christentum wieder heilsam in die Gesellschaft hineinwirken kann.

 

Damals reagierte das Christentum auf die politisch-gesellschaftliche Realität des Römischen Reiches. Wie sieht heute unsere politisch-gesellschaftliche Realität aus, auf die wir zu reagieren haben, wenn das Christentum weiterhin heilsam auf die Gesellschaft wirken soll?
Vor kurzem wurde in ganz Europa eine Umfrage gestartet mit einem erschreckenden Resultat. In fast allen Ländern wurde ein Wechsel von einem demokratischen System zu autoritären Staatsformen gewünscht, in Italien und Frankreich bis zu 40%. Diese verhängnisvolle Entwicklung hängt wesentlich mit fehlender sozialer Gerechtigkeit, mit schlechten Bildungssystemen und der Angst um die eigene Sicherheit zusammen, wobei die Politiker nahezu alles Vertrauen verloren haben.
Insofern sind wir in den Gemeinden herausgefordert, eine gute religiöse Bildung zu ermöglichen, integrativ zu arbeiten, was sich schon aus dem Begriff „katholisch, alle und alles umfassend“ ausdrückt, und so pastoral zu handeln, dass den Menschen aus dem Glauben ein gutes Grundvertrauen ermöglicht wird.
Die Erinnerung an die Urgemeinde begleitet uns bis heute wie ein ziehender Schmerz, genauso wie das Beispiel des Thomas uns ermutigt, die Herausforderungen ohne Scheuklappen anzugehen.

Franz Nagler, Pfarrer

Satyagraha – Festhalten an der Wahrheit

Satyagraha – Festhalten an der Wahrheit
(Gedanke der gewaltlosen Durchsetzung des als wahr Erkannten)

Satyagraha ist Seelenkraft, und immer wenn dem Gebrauch von Waffen oder physischer oder roher Gewalt Raum gegeben wird, dann ist im gleichen Ausmaß weniger Möglichkeit für Seelenkraft. Das sind nach meiner Auffassung rein gegenwendige Kräfte…

Es besteht ein grundsätzlicher Unterschied zwischen passivem Widerstand und Satyagraha. Wenn wir meinen und zu verstehen geben, wir seien schwach und hilflos und deshalb nur zu passivem Widerstand fähig, dann wird unser Widerstand uns niemals stark machen, und wir werden beim geringsten Anlass unseren passiven Widerstand als Waffe der Schwachen aufgeben.

Sind wir hingegen Satyagrahis und leisten wir Satyagraha und glauben wir an unsere Stärke, so werden wir von Tag zu Tag stärker werden…
Und während im passiven Widerstand kein Raum für Liebe ist, hat in der Satyagraha der Hass keinen Platz, verstößt er doch gegen ihr Prinzip.

Während beim passiven Widerstand Raum ist für Waffengebrauch, wenn die Gelegenheit sich bietet, ist in der Satyagraha physische Gewalt unter allen Umständen aus- geschlossen.

(Mahatma Gandhi, 1869-1948)

Gebet zu Maria – von Papst Franziskus

Gebet zu Maria – von Papst Franziskus

Maria, Frau des Hörens,
lass‘ unsere Ohren offen sein,
lass‘ uns das Wort Deines Sohnes Jesus
unter den tausend Worten dieser Welt heraushören,
lass‘ uns auf die Wirklichkeit, in der wir leben, hören,
auf jeden Menschen, dem wir begegnen,
und besonders auf den armen, den bedürftigen, und den,
der in Schwierigkeiten ist.

Maria, Frau der Entscheidung,
erleuchte unseren Verstand und unser Herz,
damit wir dem Wort Deines Sohnes Jesus
ohne Zögern zu gehorchen wissen,
gib uns den Mut zur Entscheidung, dazu,
uns nicht mitreißen zu lassen,
so dass Andere unser Leben bestimmen.

Maria, Frau des Handelns,
lass‘ unsere Hände und Füße zu den Anderen „eilen“,
um die Liebe Deines Sohnes Jesus zu bringen,
um wie Du das Licht des Evangeliums in die Welt zu tragen. Amen

Papst Franziskus