Gedanken zu Mk 8,27-35 und Jes 50,5-9a
Gedanken zu Mk 8,27-35 und Jes 50,5-9a
EIN UND DEIN BLICK AUF JESUS
Franz Kamphaus, der frühere Bischof von Limburg, fing eine Predigt zur Priesterweihe so an: „Wer bin ich für dich? Wer fragt denn sowas? Ein Kind – und Jesus!“ Die Pause im dritten Satz war lang. Das war das Anliegen des Bischofs. Er wollte die Gemeinde zum Nachdenken bringen.
Ich verändere diese Situation ein wenig. Ich mache aus der Frage Jesu an seine Jünger eine Frage eines suchenden Menschen an uns als Gemeinde: „Wer ist Jesus für Euch?“
Welche Antworten bekäme er von uns? Was an Jesus ist uns so wichtig, dass wir sie diesem Menschen sagen wollen?
- Ist er der gute Redner, der für jede Situation ein passendes Gleichnis hatte?
- Ist er der Heiland, der Not sah und darauf reagierte?
- Ist uns aus dem vergangenen Juli und August mit den Evangelien aus dem 6. Kapitel des Johannesevangeliums sein Anspruch wichtig: »Ich bin das Brot des Lebens«?
Die Liste können wir beliebig verlängern. Meistens werden unsere Bekenntnisse die Größe Jesu beschreiben. Es ist wohl eine Einladung an den suchenden Menschen, auch dazuzukommen. Es lohnt sich doch!
WIE PASST DAZU DER GOTTESKNECHT?
Wie leicht oder schwer fiele uns der Hinweis aus der Jesajalesung? Ist Jesus für mich »der Gottesknecht«? In der Karwoche legen es die Lesungen nahe. Gott hat seinen Sohn auf diesen Weg vorbereitet. Er wird leiden… Da kann es eine Hilfe sein, zu sagen: „So war es ja beschrieben. Einmal wird das sein.“
Petrus will das nicht wahrhaben. Da muss er eingreifen. Er weist Jesus zurecht. Er will weiter den großen Meister anschauen und ihm folgen. Petrus wird von Jesus abgewiesen.
Tatsächlich fällt es schwerer, den Leiden eines Menschen zuzuschauen. Es fällt leichter, die Erfolge zu sehen und zu teilen. Dann bleibt Jesus der Große! Er fällt dann aber als unser Erlöser aus.
BRAUCHE ICH EINEN ERLÖSER?
Den Emmausjüngern legt Jesus es auf dem Weg dar: „Der Messias musste all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit einzugehen!“ Wenn wir das am Ostermontag hören, kennen wir schon das Ergebnis. Karfreitag war nicht das Ende, sondern Ostern der Neubeginn.
Der Gottesknecht geht seinen Weg, um die Menschen zu erlösen. Ich habe eben bei den möglichen Worten über Jesus »den Erlöser« nicht erwähnt. Soll ich es nun tun?
Ist Jesus für mich »der Erlöser«? – Wovon soll er mich erlösen? Kann ich mir selbst auch Schwachstellen in meinem Leben eingestehen? Oder spreche ich sie nur in der Geistlichen Begleitung oder in einem Beichtgespräch an?
Jesus als »Heiland in der Not« sehen wirft die Frage auf: Handle ich dann auch so wie er? Genau dazu fordert der Jakobusbrief auf. Wenn du einen Menschen in Not siehst, dann hilf ihm. Sei für ihn wie ein Martin oder ein Christophorus. Sei für ihn das strahlende Auge, mit dem er angeschaut wird.
DER WIEDERHOLTE ODER INTENSIVE BLICK
Wer bei einem Museumsbesuch länger vor einem Bild verweilt, entdeckt meist nach und nach immer mehr. Das Bild erzählt dem Betrachter immer noch mehr. Gilt das auch für unseren Blick auf Jesus?
Ab und zu kommen Fremde in unsere Kirche und haben mich nach Details der Fensterbilder gefragt. Bei manchen Dingen musste ich selbst einmal schauen. Sie sind mir in all den Jahren nicht aufgefallen. Erst der Erklärungswunsch der Fremden hat mir neu den Blick geschärft. Und er lässt mich fragen: „Welche Botschaft wollte der Künstler vermitteln?
Decken- und Wandgemälde in Kirchen oder die gestalteten Fenster sind als bleibende Werke gedacht und beauftragt worden. Wir sehen sie immer wieder.
Viele Menschen kennen »digitale Bilderrahmen«. Je nach Einstellung wechseln sie immer wieder das Bild, das sie zeigen. Alle Bilder hat der festgelegt, der die dazugehörige Bildbibliothek erstellt hat…
Auf Jesus bezogen muss sich niemand mehr festlegen auf ein Motiv oder eine Seite Jesu. Es kann die Vielfalt der Seiten Jesu dokumentiert werden.
Von Jesus kann ich sagen: Du bist für mich die Vielfalt, die mich trägt!
Manuela Paflitschek, Pastorale Mitarbeiterin