Wenn alles um uns herum zusammenzubrechen scheint
in Unrecht und Chaos,
dann, Schöpfer Gott, lehre uns, dich zu lieben
und zu erkennen, dass du die Welt sanft in deinen Händen hältst.
Wenn wir nicht mehr wissen, was wir tun und wohin wir uns
wenden sollen,
lehre uns, deiner Weisheit zu vertrauen,
damit wir deine Gegenwart in den Ereignissen erkennen,
die um uns herum geschehen.
Wenn wir nicht vergeben können und auf Rache sinnen,
lehre uns, deine Empfindsamkeit wahrzunehmen
und ebenso deine Bereitschaft, uns alles zu vergeben,
was wir falsch gemacht haben.
Wenn Gewalt, Furcht und Hass uns zu überwältigen scheinen,
lehre uns, dein Erbarmen anzunehmen,
und lenke unser Leben auf die Wege der Gerechtigkeit und
des Friedens.
Wenn wir denken, dass wir allein unseren Weg gehen können,
lehre uns, dass wir von deiner Gnade abhängig sind,
damit wir mit Geduld und Hartnäckigkeit diese Welt grundlegend
verändern.
Aber vor allem, lehre uns, dankbar für deine Güte zu sein,
denn in dir haben wir neues Leben!

(Aruna Gnanadason, Indien)

Mut

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen,
was keiner sagt, das sagt heraus,
was keiner denkt, das wagt zu denken,
was keiner anfängt, das führt aus!

Wenn keiner ja sagt, sollt ihr’s sagen,
wenn keiner nein sagt, sagt doch nein,
wenn alle zweifeln, wagt zu glauben,
wenn alle mittun, steht allein!

Wo alle loben, habt Bedenken,
wo alle spotten, spottet nicht,
wo alle geizen, wagt zu schenken,
wo alles dunkel ist, macht Licht!

Lothar Zenetti, Texte der Zuversicht

Niemand sucht aus

Man sucht sich das Land
Seiner Geburt nicht aus,
und liebt doch das Land
wo man geboren wurde.

Man sucht sich die Zeit nicht aus,
in der man die Welt betritt,
aber muss Spuren hinterlassen.

Seiner Verantwortung
kann sich niemand entziehen.

Niemand kann
seine Augen verschliessen,
nicht seine Ohren,
stumm werden
und sich die Hände abschneiden.

Es ist die Pflicht von allen
zu lieben.
Ein Leben zu leben,
ein Ziel zu erreichen.
Wir suchen den Zeitpunkt nicht aus,
zu dem wir die Welt betreten,
aber gestalten können wir diese Welt,
worin das Samenkorn wächst,
das wir in uns tragen.

Gioconda Belli