Gott mit allen Sinnen erfahren

Gott mit allen Sinnen erfahren

Letzte Woche habe ich mich, genauso wie viele Millionen Menschen weltweit am Nachmittag, mit einer Packung Taschentücher bewaffnet, vor den Fernseher gesetzt, um die Trauerfeier für die verstorbene Queen Elizabeth anzusehen. Die moderne Zeit machte es mir sogar möglich, dass ich via Social Media den Ablauf des Gottesdienstes mitlesen konnte. Denn obwohl ich glaube, recht gut Englisch zu sprechen, war dieser doch hilfreich, um der ganzen Feier inhaltlich zu folgen.
Ich bin mir sicher, ohne diese Textblatt wäre mir folgende Stelle gar nicht aufgefallen: „Kostet und seht, wie gut der HERR ist! Selig der Mensch, der zu ihm sich flüchtet!“ (Psalm 34,9) gesungen als Hymnus. Interessant, dass ausgerechnet dieser Psalm gewählt wurde. Was ist eigentlich seine Bedeutung? Kann ich ihn auf mein Leben im Heute anwenden? Ich soll alle meine Sinne einsetzen, um wahrzunehmen, was Gott alles Gutes tut, was er uns geschenkt hat?
Darauf habe ich mich dann gerne in den letzten Tagen einmal eingelassen. Ich habe zum Glück, wie man so schön sagt, meine fünf Sinne beisammen, auch wenn vielleicht das Sehen ohne Brille etwas beeinträchtigt, aber nicht unmöglich wäre.
Das Experiment würde mir gerade jetzt sicher leichtfallen, ist der Herbst doch meine liebste Jahreszeit und bietet eine Fülle an Gottes Geschenken.
Ich spürte den Regen auf meinem Gesicht, wenn ich aus dem geöffneten Fenster schaute. Ich sah, wie sich die vom Sommer verbrannte Erde erholte und wieder grün wurde, und ich sah auch, wie die Blätter sich langsam anfingen zu verfärben und die Welt bunter erscheinen ließen. Ich roch die frische, nebelfeuchte Luft am Morgen, wenn ich mich auf den Weg zur Arbeit machte. Ich hörte den stürmischen Wind um unsere Hausecke wehen und an unseren Rollläden rütteln. Ich schmeckte in meinem Essen, dass ich täglich auf den Tisch bekam, die Ernte dieses Jahres.
Das hat Gott uns als Geschenk gegeben. Während ich mich auf die Natur um mich herum konzentrierte, fühlte ich mich Gott ganz besonders nahe. „Selig der Mensch, der sich zu ihm flüchtet“ Ja, dem kann ich nur zustimmen.
Ich will es nicht nur bei einem Versuch belassen, sondern will weiter Augen und Ohren, Nase und Mund, aber auch meine Haut offenhalten für die Schöpfung, das große Geschenk an uns Menschen und zum Dank dafür alles mir mögliche tun, sie zu bewahren, damit auch unsere Kinder „kosten und sehen, wir gut der Herr ist!“

Manuela Paflitschek, Pastorale Mitarbeiterin