Gedanken zu LK 1, 39-45

GEDANKEN ZU JOH 6,51-58

Der Evangelist Lukas erzählt von der Begegnung zweier Frauen, die nicht nur schwanger sind, sondern sich auch von Gott begnadet wissen. Das Glück der beiden Frauen hat noch eine viel tiefere Dimension als die Freude zweier werdender Mütter. Mit ihnen sind auch wir von Gott beschenkt.

 

EINE BEGEGNUNG

Schön, dass wir das sehen dürfen! Zwei Menschen treffen sich, zwei Mütter, zwei werdende Mütter! Die eine ist richtig alt! Die andere fast zu jung! Die eine heißt Elisabeth – die andere Maria. Die eine hat ganz viel Geschichte hinter sich – die andere noch ganz viel vor sich. Wie viele Generationen zwischen ihnen liegen? Ich weiß es nicht. Doch worauf es ankommt – das sind die Kinder. Was von ihnen zu sehen ist? Gewölbte Bäuche. Wie die beiden wohl ausgesehen haben in ihren Schwangerschaftshängern – sofern es so etwas damals schon gegeben hat. Ich fühle mich jedenfalls an meinen ersten Schwangerschaftskurs erinnert. Und an die Gespräche, an das Lachen und auch an so manchen Zweifel! In der Situation sind alle gleich und alle auch gleich voller Hoffnung. Schön, dass wir das sehen dürfen!

 

DER HEILIGE GEIST

In seinem Evangelium erzählt Lukas von dieser Begegnung. Von dieser einmaligen Begegnung. Eine Wiederholung hat es leider nicht gegeben. Nur die beiden Kinder werden ständig irgendetwas miteinander zu tun haben. Davon zu erzählen, heben wir uns auf. Es wird viele Gelegenheiten geben. Versprochen! Jetzt nehmen sich die beiden Frauen erst einmal in den Arm – Elisabeth und Maria. Ihre Bäuche schmiegen sich aneinander. Lukas erzählt sogar – woher er das wohl weiß? -, dass das Kind im Bauch Elisabeths hüpft. Das kann man tatsächlich sehen! Wer dann mit der Hand über den Bauch streichelt, spürt das neue Leben in seiner Handfläche. Glücksmomente für werdende Eltern! Man kann sogar mit den Bewegungen spielen. Und mit jeder Bewegung wächst die Freude: bald!

 

Soweit erzählt Lukas eigentlich nicht mehr als eine Geschichte von zwei schwangeren Frauen.

Liebe Mütter, liebe Väter, die ihr heute hier seid: Ihr kennt das! Und ihr Kinder! Lasst euch erzählen, wie schön das war, eure Bewegungen zu spüren. Eure Eltern haben regelrecht darauf gewartet. Und haben sich dabei glücklich angeschaut.

 

Lukas schaut ein wenig verwundert drein. Heh, ist ja schön, was ihr jetzt denkt. Aber ich möchte euch mehr erzählen. Von diesen beiden Menschen! Elisabeth freut sich jetzt nicht über ihr Kind, das in ihr wächst – sie freut sich überschwänglich über das Kind, das im Bauch der Maria darauf wartet, das Licht der Welt zu erblicken. Sie nennt es sogar „ihren Herrn“! Die alte Frau nennt das noch nicht geborene Kind „Herr“! Große Dinge scheinen sich anzukündigen, von denen wir noch wenig wissen. Was weiß Elisabeth? Maria ist in dieser Begegnung still. Sie sagt – außer ihrem Gruß, als sie das Haus betritt – kein Wort. Aber sie hört etwas! Sie hört etwas von ihrem Kind! War da nicht vorher schon der Engel, der eigens zu ihr gesandt war?

 

Und jetzt Elisabeth. – Lukas lüftet auch das Geheimnis. Der Heilige Geist hat die Fäden in der Hand. Der Heilige Geist spielt in dieser Geschichte – sagen wir – die Hauptrolle. Was wir nicht wissen können, wird uns gesagt. Von ihm.

 

WENN ALTE VERHEISSUNGEN GOTTES IN ERFÜLLUNG GEHEN

Spannende Frage: Hat das Hüpfen des Kindes im Bauch der Elisabeth womöglich auch noch eine andere Bedeutung, als die natürliche Bewegung eines Babys, das sich schon einmal streicheln lässt? Doch! Johannes freut sich! Johannes freut sich auf Jesus! Johannes freut sich darüber, dass die alten Verheißungen Gottes in Erfüllung gehen. Dabei ist Johannes noch nicht einmal geboren! Eine schöne Geschichte: Bevor nur ein Wort gesagt wird, wandert die Freude über den Bauch der Elisabeth. Es ist jetzt nicht das Gesicht, auch nicht die Augen, die lachen – es ist der Bauch! Lukas hat viele schöne Geschichten erzählt in seinem Evangelium, das aber ist einmalig: dass ein Bauch vor Freude bebt, hat die Welt noch nicht gesehen. Nicht gesehen? Doch – hat sie!

Es war im Bergland von Juda. Hier sagen sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“. Gott fängt in der Einöde Neues an. Eigentlich unbemerkt. Wenn da nicht der Bauch wäre!
Du, Betlehem-Efrata, bist zwar klein unter den Sippen Judas,
aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll.

So Micha, einer von den zwölf kleinen Propheten.
Die Menschen werden in Sicherheit wohnen;
denn nun wird er groß sein bis an die Grenzen der Erde.
Und er wird der Friede sein.

Ist es in Ordnung, wenn ich es einfach zitiere? Ich habe kaum Worte dafür. Mein Bauchgefühl sagt mir, es sei Zeit für diese Hoffnung: … bis an die Grenzen der Erde … Er wird der Friede sein.

 

ALT UND JUNG

Wir sollten noch mal zu Elisabeth und Maria gehen! Eine intime Szene – eigentlich. Von Lukas aber so gemalt, dass die ganze Welt zusehen soll. In der Begegnung dieser beiden Frauen treffen Welten aufeinander: die „alte“ Welt, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat – und die „neue“ Welt, die Schalom, Frieden, Heil bringt. In der Begegnung dieser beiden Frauen treffen Hoffnungen aufeinander. Merkwürdig: Mehr als diese Schwangerschaften haben wir gerade nicht. Dass Gott so klein anfängt – oder auch so klein weitermacht – passt doch tatsächlich in einen Bauch.

Manuela Paflitschek

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