Jugend von heute – besser als ihr Ruf?

Jugend von heute – besser als ihr Ruf?

„Keiner von uns ist einzig für sich auf der Welt, er ist auch für alle anderen da.“
(Gregor von Nazianz, um 320-390)

Sicherlich hat jeder von uns zumindest innerlich schon mal über die Jugend von heute gestöhnt. Früher war alles anders oder gar besser.

Heute möchte ich meine Erfahrung der letzten Woche mit Ihnen teilen. Ich war fünf Tage mit Sternsingern von Haus zu Haus unterwegs und bin tief beeindruckt von dem sozialen Engagement unserer Kinder und Jugendlichen. Das soll die Generation sein, die ihre Zeit hauptsächlich mit Handys, Computern und Fernsehen verbringt? Dem möchte ich energisch widersprechen. Ohne zu murren trafen alle jeden Tag pünktlich ein, um sich Königsgewänder anzuziehen, was übrigens ab einem gewissen Alter auch recht peinlich sein kann und gingen in kleinen Gruppen los, um Kornwestheimer Haushalten den Segen zu bringen und Spenden für notleidende Kinder in aller Welt zu sammeln.

Wann habe ich persönlich das letzte Mal fünf Urlaubstage am Stück „geopfert“, um karitativ tätig zu sein? Wenn ich ganz ehrlich bin, noch nie. Immerhin waren Ferien, der Urlaub der Schüler. Die Zeit, die eigentlich zum Faulenzen einlädt, um auszuschlafen und um die Weihnachtsgeschenke zu bespielen.

Aber nicht so unsere Sternsinger. Sie liefen die meisten Strecken zu Fuß, besuchten Familien und alleinstehende Menschen, gingen in alle Seniorenresidenzen der Stadt. Manchmal froren sie, weil ein strenger Wind wehte, sie wurden nass, weil es nieselte, dann wieder schwitzten sie wegen der warmen Klamotten in beheizten Wohnzimmern. Sie standen vor verschlossenen Türen, weil die Leute nicht mit ihnen rechneten, waren sie doch in Coronazeiten nicht unterwegs. Aber meistens wurden sie freudig begrüßt und es wurde auch mal eine Träne der Rührung vergossen, wenn die Kinder sangen „Am Himmel strahlt ein Stern“.

Und sie taten das aus einer Motivation heraus. Sie wollten Kindern in Indonesien und weltweit ein besseres Leben ermöglichen. In diesem Jahr war das Motto Kinder stärken – Kinder schützen. Es ging um Kinderrechte. Nach der Aktion habe ich mir vorgenommen, Kinder zu unterstützen, diese Rechte auch einzufordern.

Natürlich könnte man jetzt sagen, dass 33 Kinder nicht repräsentativ sind. Aber trotzdem: das ist für mich gelebte Nächstenliebe und gelebter Glaube. Etwas für andere tun und dafür die eigene Bequemlichkeit für ein paar Stunden am Tag aufgeben. Auf diese Jugend kann man wirklich stolz sein.

Manuela Paflitschek, Pastorale Mitarbeiterin