Angedacht für Freitag 8. Juli 2022

Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? (Joh. 11, 25-26)

Vor einigen Tagen fand ich einen Brief in meiner Post mit dem Stempel eines Krankenhauses. Meine Adresse war handschriftlich auf dem Umschlag. Hatte ich etwa noch eine offene Rechnung? Vor einigen Monaten verbrachte ich eine Woche fast Tag und Nacht auf der Palliativstation, um einen lieben Menschen beim Sterben zu begleiten.

Es war aber keine Rechnung, sondern eine Einladung zu einer Andacht zum Gedenken an die Verstorbenen.

Sie trug den Titel: „Den Tod mit ins Leben nehmen“ und ein Bild mit vielen Steinen im Gras. Ich folgte dieser Einladung gern. Vielleicht gibt es dort etwas, dass ich für die Trauerbewältigung mitnehmen kann.

Was haben denn nun Steine mit dem Verlust zu tun oder noch interessanter mit Leben, fragte ich mich. Etwas weniger Lebendiges als einen Stein konnte ich mir nicht vorstellen.

Ist es der Stein, der einem da auf dem Herzen liegt? Oder der steinige Weg, den man gehen muss? Jemand ist kalt wie ein Stein.

Aber kann man einen Stein nicht auch positiv sehen?

Ein Haus aus Stein schützt uns vor Kälte, bildlich fällt uns ein Stein vom Herzen, wir sprechen vom Fels in der Brandung, selbst Jesu Grab war mit einem schweren Stein verschlossen und somit vor äußeren Einflüssen geschützt.

Das erste Mal wieder in das Krankenhaus zu gehen, kostete mich schon Überwindung. Da saß ich nun in der Kapelle des Krankenhauses und sah die Bronzetafel über dem Altar. „Ich bin das Leben“. Im ganzen Raum waren Steine verteilt. Jeder war anders, sie unterschieden sich in Größe und Farbe, Form und, wie uns gesagt wurde, in der Herkunft. So wie wir Menschen auch. Die Steine hat die Zeit geformt und geprägt, wie uns Menschen auch. So muss ich meine anfängliche Ansicht über die Steine zurücknehmen, sie haben doch ganz viel Lebendiges an sich. Und sie bestehen für die Ewigkeit, vielleicht ändern sie ihre Erscheinung, aber ganz weg sind sie nie.

Wir Christen glauben an die Auferstehung und an das ewige Leben, dann können wir sicher sein, dass unsere verstorbenen Lieben nie ganz weg sind, auch wenn sie vielleicht nicht mehr greifbar sind, so wie ein Stein sich mit der Zeit in Sand verwandelt, kein Fels mehr zwar, aber immer noch da. Mit diesem schönen Gedanken kann ich „den Tod mit ins Leben nehmen.“

Manuela Paflitschek, Pastorale Mitarbeiterin