Die Spur des Menschen

Die Spur des Menschen

Die Spur des Menschen – wo beginnt sie?
Woher kommen wir? Wohin gehen wir?
Die Spur des Menschen
Ist DEINE Spur in der Welt.
Du legst sie für uns und begleitest uns,
durchwanderst mit uns Geschichte und Leben
und bleibst doch verhüllt.
Wir begegnen Dir tausendfach,
ohne Dich zu erkennen,
messen Dich mit menschlichem Maß,
ohne Dich je zu ermessen.

Wie sollen wir Dein Geheimnis ergründen?
Nicht eins unserer Bilder wird Dir gerecht.

Uns ergänzend als Mann und als Frau
glauben wir, Dein Abbild zu sein,
erahnen die Ur-Form, nach der wir gebildet:
vielfältig und einzig zugleich.

Wir fühlen ins uns Deinen göttlichen Funken,
Deinen Geist, der uns hilft,
unser Dasein zu deuten,
der uns führt, der uns treibt, der uns drängt,
Deine Gaben in uns zu entfalten.

Wir folgen tastend der Spur,
die Du für uns legst.
Voll Zuversicht.
Denn sie führt uns zu Dir.

(Gisela Baltes)

Der den Tod auf Hiroshima warf

Der den Tod auf Hiroshima warf

Der den Tod auf Hiroshima warf
Ging ins Kloster, läutet dort die Glocken.
Der den Tod auf Hiroshima warf
Sprang vom Stuhl in die Schlinge, erwürgte sich.
Der den Tod auf Hiroshima warf
Fiel in Wahnsinn, wehrt Gespenster ab
Hunderttausend, die ihn angehen nächtlich,
Auferstandene aus Staub für ihn.

Nichts von alledem ist wahr.
Erst vor kurzem sah ich ihn
Im Garten seines Hauses vor der Stadt.
Die Hecken waren noch jung und die Rosenbüsche zierlich.
Das wächst nicht so schnell, dass sich einer verbergen könnte
Im Wald des Vergessens. Gut zu sehen war
Das nackte Vorstadthaus, die junge Frau
Die neben ihm stand im Blumenkleid
Das kleine Mädchen an ihrer Hand
Der Knabe, der auf seinem Rücken saß
Und über seinem Kopf die Peitsche schwang.
Sehr gut erkennbar war er selbst
Vierbeinig auf dem Grasplatz, das Gesicht
Verzerrt von Lachen, weil der Photograph
Hinter der Hecke stand, das Auge der Welt.

Marie Luise Kaschnitz

Höre meine Stimme

Höre meine Stimme

Höre meine Stimme,
denn sie ist die Stimme der Opfer aller Kriege
und der Gewalt zwischen den Menschen und Völkern.

Höre meine Stimme,
denn sie ist die Stimme aller Kinder,
die leiden und leiden werden,
wenn die Völker auf den Krieg und die Waffen vertrauen.

Höre meine Stimme,
wenn ich dich bitte, die Menschen mit
der Weisheit des Friedens,
der Kraft der Gerechtigkeit und
dem Glück der Freundschaft zu erfüllen.

Höre meine Stimme
denn ich spreche für die Menschen aller Länder und Zeiten,
die den Krieg nicht wollen und bereit sind,
den Weg des Friedens zu gehen.

Höre meine Stimme,
und schenke uns die Fähigkeit und die Kraft,
auf Hass immer mit Liebe zu antworten,
auf Ungerechtigkeit mit ganzer Hingabe an die Gerechtigkeit,
auf Not mit unserem eigenen Beitrag,
auf Krieg mit Frieden.

O Gott, höre meine Stimme
und schenke der Welt für immer deinen Frieden.

(Johannes Paul II. in Hiroshima)

Jeder Krieg hinterlässt die Welt schlechter, als er sie vorgefunden hat. Krieg ist ein Versagen der Politik und der Menschheit, eine beschämende Kapitulation, eine Niederlage gegenüber den Mächten des Bösen. Halten wir uns nicht mit theoretischen Diskussionen auf, sondern treten wir in Kontakt mit den Wunden, berühren wir das Fleisch der Verletzten. Schauen wir auf die vielen massakrierten Zivilisten als „Kollateralschäden“. Fragen wir die Opfer. Achten wir auf die Flüchtlinge, auf diejenigen, die unter atomarer Strahlung oder chemischen Angriffen gelitten haben, auf die Frauen, die ihre Kinder verloren haben, auf die Kinder, die verstümmelt oder ihrer Kindheit beraubt wurden. Achten wir auf die Wahrheit dieser Gewaltopfer, betrachten wir die Realität mit ihren Augen und hören wir ihren Berichten mit offenem Herzen zu. Dann können wir den Abgrund des Bösen im Innersten des Krieges sehen, und es wird uns nicht stören, als naiv betrachtet zu werden, weil wir uns für den Frieden entschieden haben.

Papst Franziskus (Fratelli tutti 261)

Warum es keinen Krieg geben kann – ein chinesisches Märchen

Warum es keinen Krieg geben kann – ein chinesisches Märchen

Zwischen zwei Völkern drohte ein Krieg auszubrechen.
Auf beiden Seiten der Grenze lagerten sich die Heere.
Auf beiden Seiten schickten die Feldherrn Kundschafter aus.
Sie sollten herausfinden, wo man am leichtesten in das Nachbarland einfallen könnte.
Beide Kundschafter kehrten zurück und berichteten ihren Feldherren:
Es gibt nur eine einzige Stelle an der Grenze, wo wir in das andere Land einfallen können.
Überall sonst sind hohe Gebirge und tiefe Flüsse.
An dieser Stelle aber, so erzählten sie, hat ein Bauer sein Feld.
Er wohnt dort in einem kleinen Haus mit seiner Frau und mit seinem Kind.
Sie haben sich lieb. Sie sind glücklich.
Ja, es heißt, sie sind die glücklichsten Menschen der Welt.
Wenn wir über das kleine Feld ins Feindesland einmarschieren,
zerstören wir das Glück.
Also, so sagten die Kundschafter, kann es keinen Krieg geben.
Das sahen die Feldherren dann auch wohl oder übel ein,
und der Krieg fand nicht statt – wie jeder Mensch begreifen wird.

In der Bibel gibt es die bezeichnende Stelle:
»Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu
Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert
erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen“ (Jesaja 2,4).

Todo cambia

Unsere Freunde aus Argentinien haben oft das folgende Lied gesungen. Hier die deutsche Übersetzung:

Todo cambia

Cambia lo superficial
Es verändert sich das Oberflächliche,
Cambia también lo profundo
Auch das Tiefgründige ändert sich.
Cambia el modo de pensar
Es ändert sich die Art zu denken –
Cambia todo en este mundo
Alles in dieser Welt verändert sich.

Cambia el clima con los años
Es wandelt sich das Klima, mit den Jahren,
Cambia el pastor su rebaño
Der Hirte wechselt seine Herde.
Y así como todo cambia
Und so, wie alles sich verändert,
Que yo cambie no es extraño
Ist es nicht verwunderlich, dass auch ich mich verändere

Ref.: Cambia, todo cambia (4x)
Es ändert sich, alles verändert sich

Cambia el más fino brillante
Es verändert selbst der feinste Brillant
De mano en mano, su brillo
Seinen Glanz, von Hand zu Hand.
Cambia el nido el pajarillo
Es wechselt das Vögelein sein Nest,
Cambia el sentir un amante
Wie ein Geliebter ändert seine Gefühle.

Cambia el rumbo el caminante
Es ändert seinen Kurs der Wanderer
Aunque esto le cause daño
Auch wenn es ihm schadet.
Y así como todo cambia
Und so, wie alles sich verändert,
Que yo cambie no extraño
Ist es nicht verwunderlich, dass auch ich mich verändere
Ref.: Cambia, todo cambia (4x)
Es ändert sich, alles verändert sich

Cambia el sol en su carrera
Die Sonne verändert ihren Stand,
Cuando la noche subsiste
Während die Nacht fortbesteht.
Cambia la planta y se viste
Die Pflanze wechselt ihr Kleid
De verde en la primavera
Trägt frisches Grün im Frühling.

Cambia el pelaje la fiera
Wie das Wildtier wechselt sein Fell,
Cambia el cabello el anciano
Verändert sich das Haar des Greises.
Y así como todo cambia
Und so, wie alles sich verändert,
Que yo cambie no es extraño
Ist es nicht verwunderlich, dass auch ich mich verändere
Ref.: Cambia, todo cambia (4x)
Es ändert sich, alles verändert sich

Pero no cambia mi amor
Was sich nicht ändert, ist meine Liebe,
Por más lejos que me encuentre
Wie fern auch immer ich sein mag,
Ni el recuerdo ni el dolor
Und nicht das Andenken, und nicht der Schmerz
De mi pueblo y de mi gente
Den ich mit meinem Volk, meinen Leuten empfinde.

Lo que cambió ayer
Was sich gestern geändert hat,
Tendrá que cambiar mañana
Wird sich auch morgen ändern müssen.
Así como cambio yo
So wie ich mich verändere,
En esta tierra lejana
In diesem fernen Land.

Ref.: Cambia, todo cambia (4x)

Pero no cambia mi amor
Was sich nicht ändert, ist meine Liebe,
Por más lejos que me encuentre
Wie fern auch immer ich sein mag,
Ni el recuerdo ni el dolor
Und nicht das Andenken, und nicht der Schmerz
De mi pueblo y de mi gente
Den ich mit meinem Volk, meinen Leuten empfinde.

Lo que cambió ayer
Was sich gestern geändert hat,
Tendrá que cambiar mañana
Wird sich auch morgen ändern müssen.
Así como cambio yo
So wie ich mich verändere,
En esta tierra lejana
In diesem fernen Land.

Ref.: Cambia, todo cambia… (4x)

Ich setze auf die Liebe

Wen der Himmel retten will, dem schenkt er die Liebe
Ich setze auf die Liebe,
wenn Sturm mich in die Knie zwingt
und Angst in meinen Schläfen buchstabiert,
ein dunkler Abend mir die Sinne trübt,
ein junger Mensch den Kopf verliert,
ein alter Mann den Abschied übt.
Das ist doch das Thema
den Hass aus der Welt zu entfernen
und wir bereit sind, zu lernen,
dass Macht, Gewalt, Rache und sogar Sieg
nichts anderes bedeutet als ewiger Krieg
auf Erden und dann auf den Sternen.

Die einen sagen, es läge am Geld – gut das ist sicher nicht ganz falsch,
die anderen sagen, es wäre die Welt,
sie läge in den falschen Händen – da ist auch manches richtig dran,
aber jeder weiß es immer besser, woran es liegt,
doch es hat noch niemand
noch niemand
den Hass besiegt
ohne ihn selbst zu beenden.

Er kann mir sagen, was er will,
und kann mir singen, wie er’s meint,
und mir erklären, was er muss,
und auch begründen, wie er’s braucht:

Ich setze auf die Liebe!
Schluss.

Text: Hanns Dieter Hüsch

 

Mit jedem Morgen neu

Mit jedem Morgen neu
das Bedrohliche nicht leugnen
und mit dem Zerbrechlichen vertraut bleiben
das Lähmende nicht kleinreden
und für das Bewegende empfänglich werden
das Zerrissene nicht kaschieren
und im Verbundenen einen Anfang suchen
das Schwere nicht auf die leichte Schulter nehmen
und über die Kraft der gegenseitigen Unterstützung staunen
das Unverfügbare nicht als Risiko fürchten
und Mut schöpfen für das
was sich wandelt
Tag für Tag

(Susanne Brandt)

 

TOTEN-GEDENKEN

Wir gedenken
der Völker, die durch Krieg gelitten haben.
Wir gedenken ihrer Bürger, die verfolgt wurden und ihr Leben verloren.
Wir gedenken der Gefallenen der Weltkriege.
Wir gedenken der Unschuldigen,
die durch Krieg und Folgen des Krieges
in der Heimat,
die in Gefangenschaft und bei der Vertreibung
ums Leben gekommen sind.
Wir gedenken der Millionen ermordeter Juden.
Wir gedenken der ermordeten Sinti und Roma.
Wir gedenken aller, die umgebracht wurden
wegen ihrer Abstammung, ihrer Homosexualität
oder wegen Krankheit und Schwäche.
Wir gedenken aller Ermordeten, deren Recht auf Leben geleugnet wurde.
Wir gedenken der Menschen, die sterben mussten
um ihrer religiösen oder politischen Überzeugung willen.
Wir gedenken aller,
die Opfer der Gewaltherrschaft wurden und unschuldig den Tod fanden.
Wir gedenken der Frauen und Männer,
die im Widerstand gegen die Gewaltherrschaft ihr Leben opferten.
Wir ehren alle, die eher den Tod hinnahmen, als ihr Gewissen zu beugen.
Wir gedenken aller Frauen und Männer,
die verfolgt und ermordet wurden,
weil sie sich totalitärer Diktatur nach 1945 widersetzt haben.

(Inschrift an der Neuen Wache, Berlin)

November 2019

Beim UN-Klimagipfel im September sagte die schwedische Klima-Aktivistin
Greta Thunberg Folgendes:

„Meine Botschaft ist, dass wir Euch beobachten! Das hier ist alles falsch;
ich sollte nicht hier sein, ich sollte zurück in der Schule sein auf der anderen
Seite des Ozeans – aber Ihr kommt immer noch zu uns jungen Menschen,
um Euch Hoffnung zu geben!“
„Wie konntet Ihr es wagen, meine Träume und meine Kindheit zu stehlen
mit Euren leeren Worten? Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens,
und alles, worüber Ihr reden könnt, ist Geld und die Märchen von
einem für immer anhaltenden wirtschaftlichen Wachstum – wie könnt
Ihr es wagen?“
„Wenn Ihr die Situation wirklich verstehen würdet und uns immer noch
im Stich lassen würdet, dann wärt Ihr grausam, und das weigere ich
mich zu glauben. Wie könnt Ihr es wagen zu glauben, dass man das
lösen kann, indem man so weitermacht wie bislang – mit ein paar technischen
Lösungsansätzen?“
„Ihr seid immer noch nicht reif genug zu sagen, wie es wirklich ist. Ihr
lasst uns im Stich. Alle kommenden Generationen haben Euch im Blick,
wenn Ihr Euch dazu entscheidet, uns im Stich zu lassen, dann entscheide
ich mich zu sagen: »Wir werden Euch das nie vergeben! Wir werden
Euch das nicht durchgehen lassen.«“
„Genau hier ziehen wir die Linie. Die Welt wacht auf, und es wird Veränderungen
geben, ob Ihr es wollt oder nicht.“

Oktober 2019

Ich glaube
an Gott

und ganz automatisch
die Worte

„den Vater den Allmächtigen“
schließlich

lange genug gelernt
man weiß ja

was man zu sagen hat
ich glaube

an Gott
natürlich

glaube ich an Gott
der Gottesdienst

ist mir wichtig
das Gebet vor dem Schlafengehen

und viele schöne Erinnerungen
und natürlich

gibt es ein Kreuz in meiner Wohnung
ich glaube

an Gott
aber

glaube ich
Gott auch

ich habe dich
bei deinem Namen gerufen

du bist
mein

und du
wirst leben in Ewigkeit

und leben
in Fülle

und du wirst
das Kreuz auf dich nehmen

wenn du
mir nachfolgst

und ich werde
bei dir sein

vielleicht
ist es ein bisschen einfacher

an Gott
zu glauben

als

Gott zu glauben

Andrea Schwarz