Ein Zentrum für Behinderte Vincente auf dem Land in Mittel Vietnam, Quảng Bình.
Das Zentrum trägt den Namen „Vincente“ nach einem der heiligen Märtyrer Vietnams, der im 19. Jahr in dieser Gegend verhaftet und zu Tode gekommen ist. Mehr als 90 Kinder werden in dem Zentrum betreut. Die „Kreuzliebenden Schwestern“ aus der Diözese Vinh sind für das Heim verantwortlich. Zusätzlich helfen noch einige Mütter bei der Pflege. Einige der Kinder sind so schwer geschädigt, dass sie nur liegen können.
Andere helfen mit und kümmern sich selbst um die Jüngeren. Viele müssen bei den Malzeiten gefüttert und später gewaschen werden. Trotz der Einfachheit bestätigen viele die Freude, die hier herrscht. Keiner bleibt allein, das wenige wird geteilt. Doch oft wissen die Schwester nicht, wie sie all das tragen können und ob die Kinder im nächsten Monat noch genug zu essen bekommen. Sie leben ohne feste Einkünfte und
sind auf Hilfe von außen angewiesen.
Unsere Gemeinde St. Martinus hat das Behinderten- und Waisenheim im Jahre 2016 besucht.
In den unteren ausklappbaren Texten finden Sie einige Ausschnitte unserer Zusammenarbeit mit dem Behindertendorf Vincente.
Schreiben der Kreuzliebenden Schwestern aus dem Kloster Huong Phuong am Fest des heiligen Martin 2017
Ein Zentrum für Behinderte Vincente auf dem Land in Mittel Vietnam, Quảng Bình.
Das Zentrum trägt den Namen „Vincente“ nach einem der heiligen Märtyrer Vietnams, der im 19. Jahr in dieser Gegend verhaftet und zu Tode gekommen ist. Mehr als 90 Kinder werden in dem Zentrum betreut. Die „Kreuzliebenden Schwestern“ aus der Diözese Vinh sind für das Heim verantwortlich. Zusätzlich helfen noch einige Mütter bei der Pflege. Einige der Kinder sind so schwer geschädigt, dass sie nur liegen können.
Andere helfen mit und kümmern sich selbst um die Jüngeren. Viele müssen bei den Malzeiten gefüttert und später gewaschen werden. Trotz der Einfachheit bestätigen viele die Freude, die hier herrscht. Keiner bleibt allein, das wenige wird geteilt. Doch oft wissen die Schwester nicht, wie sie all das tragen können und ob die Kinder im nächsten Monat noch genug zu essen bekommen. Sie leben ohne feste Einkünfte und
sind auf Hilfe von außen angewiesen.
Unsere Gemeinde St. Martinus hat das Behinderten- und Waisenheim im Jahre 2016 besucht.
In den unteren ausklappbaren Texten finden Sie einige Ausschnitte unserer Zusammenarbeit mit dem Behindertendorf Vincente.
Hilfen in Not (aus dem Martinusbrief Oktober 2017)
Die Leiterin der Schwestern des Behindertendorfes Vincente in Vietnam ist an einem Tumor erkrankt. Die Operation in Singapur kostet 14.000 Euro. Aus den Spenden von Ihnen überwiesen wir 5.000 Euro zur Deckung der Kosten. Vielen Dank allen, die dies ermöglicht haben! Auch eine Aktion unter vietnamesischen Freundinnen und Freunden ergab den Betrag von 2.500 Euro, so dass die Kosten nun nahezu fast gedeckt sind. Auch eine Familie in Sam Geronimo, Loreto, Argentinien konnten wir wieder mit 600 Euro unterstützen. (F.N.)
Danke für die Unterstützung (aus Martinusbrief August/September 2017)
Dank für die Unterstützung für Vincente !Seit einiger Zeit schon wird im Briefkasten der Pfarrei regelmäßig eine anonyme Spende für das Behindertendorf Vincente in Vietnam abgegeben. Dafür bedanken wir uns sehr herzlich. Schön wäre es, wenn sich die Unterstützerin einmal zeigen würde, damit wir uns persönlich bei ihr bedanken können. Der Dank der Kinder von Vincente ist ihr sicher. (F.N.)
Bericht aus dem Behindertendorf Vincente (aus dem Martinusbrief Mai 2017) / Spendenkonto
Anfang März berichtete uns die Leiterin der Schwestern, die das Behindertendorf Vincente betreuen, dass der Stromgenerator für das Behindertendorf kaputtging. Ein neuer Generator kostet 20.000 Dollar. Wir haben zur Anschaffung eines neuen Generators, aber auch für den Ankauf von Tieren (bei der letzten Überschwemmung verendeten viele Tiere) 10.000 Euro überwiesen. Allen, die dazu beigetragen haben, dass diese hohe Summe überwiesen werden konnte, sage ich herzlichen Dank. In diesem Sinne helfen oft kleine Beträge, um am Ende Großes unterstützen. zu können. Auch das Geld, das Sie für Messintentionen aufwenden, geht zu nahezu 90% in die Kasse für Vincente. (F.N.)
Spendenkonto Vincente:
Kath. Pfarramt Kornwestheim, IBAN: DE92 6045 0050 0002 0142 45, BIC: SOLADES1LBG, KSK Ludwigsburg, Verwendungszweck/Kennwort: Vincente
Vietnam – eine Reise, eine spirituelle Reise in ein fernes und doch nahes Land (Reisebericht aus dem Martinusbrief Oktober 2016)
„Ich möchte unterstreichen, dass die Aufmerksamkeit, die den Menschen mit Behinderungen geschenkt wird, ein Zeichen des Heiligen Geistes ist. In ihr steht in besonderer Weise auf dem Spiel, wie heut die Logik der barmherzigen Aufnahme und der Integration der Schwachen gelebt wird“ (Papst Franziskus AL 47). Kann man mit einer Gruppe aus der Pfarrei nach Vietnam reisen? So wurde oft gefragt. Nun, es geht. Von 28. Juli bis 11. August reiste eine Gemeindegruppe von 14 Personen nach Vietnam und Kambodscha. Der Weg in dieses Land begann letztlich mit dem ökumenischen Kirchentag 2013. Als wir uns damals fragten, welches Projekt wir mit diesem ökumenischen Kirchentag unterstützen könnten, fiel die Entscheidung für das Waisenund Behindertendorf „Vincente“ in Vietnam. Seitdem hat unsere Gemeinde ständig Kontakt zu diesem Waisen- und Behindertendorf aufrechterhalten und es tatkräftig unterstützt. Im Jahre 2014 bekamen wir Besuch von Schwester Lan und Schwester Vinh, der Leiterin des Behindertendorfes Vincente. Sie luden uns ein, dieses Dorf zu besuchen. Daraus entwickelte sich der Plan zu diesem Gegenbesuch. Die Reise hatte als Ziel das Dorf mit dem Zentrum für Behinderte „Vincente“, und natürlich ging es auch darum, das Land und die Situation der Kirche dort kennen zu lernen. Beides konnten wir in hervorragender Weise erfahren. Die Hauptstadt Hanoi nahm uns auch gleich mit ihrer heißen Temperatur und ihrem Stadtgewühl auf. Der Weg durch die engen Gassen, vorbei an einem chaotischen und doch im Chaos geregelten Verkehr, begleitet von Motorrädern, die mit allem möglichen bis hin zu Schweinen beladen waren, führte uns gleich am ersten Tag zum Hoan Kiem See (= Hồ Hoàn Kím, See des „Zurückgegebenen Schwertes“) in Hanoi. Es ging weiter zum sogenannten Literaturtempel „Van Mieu“ (= Văn Miếu), dem Konfuzius gewidmet, in dem die Studenten damals ihre Prüfungen ablegen mussten und, wenn sie bestanden, auch dort geehrt wurden. Die konfuzianische Weltanschauung der Harmonie, der Anerkennung der Hierarchie in Familie und Staat, spielt bis heute in Vietnam eine bedeutende Rolle. Vorbei am Ho-Chi-Minh-Mausoleum aßen wir dann am Westsee, einem der Seen in Hanoi, zu Abend. Der Abend gehörte der Straßenmusik. Unübersehbar ist die Propaganda der kommunistischen Partei im Sinne der alten DDR: „Die Partei hat immer Recht.“ Dies markiert auch die Situation der Kirche in Vietnam. Es gibt sie. Es gibt sie sehr lebendig, aber immer unter dem Druck der kommunistischen Partei, die ihre Macht durch niemanden hinterfragen lässt. Der nächste Tag, Samstag, führte uns dann zum Gottesdienst in ein Zentrum der Jesuiten am Rande der Stadt Hanoi. Dort wurde in einem Gottesdienst der Ordensgründer Ignatius gefeiert. Ein Foto mit einem Westler danach war heiß begehrt. Die Einladung zum Mittagessen gab uns die Möglichkeit mit den Leuten in Kontakt zu kommen. Eine Studentin hatte sogar Deutsch in der ehemaligen DDR gelernt. Nach dem Gottesdienst ging es mit dem Bus zur Halong Bucht (Weltkulturerbe) im südchinesischen Meer, einem Naturereignis besonderer Schönheit. Mit dem Boot und zu Fuß durchkreuzten wir die Halong Bucht und eine große Höhle. Der späte Abend wurde, wie nahezu jeder Abend, abgeschlossen mit einem Gespräch über das Evangelium des Tages. Das Evangelium wie der Tag wurden dabei durch eine Reflexion ins Gebet genommen. Der Sonntag begann mit einem Gottesdienst in der St.-Josefs-Kathedrale. Die typisch vietnamesischen Lieder und Gebete werden uns die ganze Reise begleiten. Dann ging es weiter, jetzt schon südlich von Hanoi, zur Kirche in So Kien (= Sở Kiện). Dort befindet sich die Gedenkstätte, der am 19. Juni 1988 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochenen 117 Märtyrer Vietnams. In der Zeit des 17. bis 19. Jahrhunderts wurden in Vietnam 130.000 Christen ermordet, mehr als in den Verfolgungszeiten des Römischen Reiches. Die Geschichte der Kirche von Vietnam zeigt, dass es insgesamt 53 Edikte gab, unterzeichnet von Trinh und Nguyen bzw. den Königen, die fast drei Jahrhunderte hindurch – 17., 18. und 19. Jahrhundert (exakt 261 Jahre: 1625 –1886) – Christenverfolgungen anordneten, mit der im Folgenden genannten Zahl von Märtyrern in chronologischer Reihung: 2 Opfer unter der Herrschaft von Trinh-Doanh (1740 –1767) 2 Opfer unter der Herrschaft von Trinh-Sam (1767–1782) 2 Opfer unter der Herrschaft von Canh-Thinh (1782–1802) 58 Opfer unter der Herrschaft des Königs Minh-Mang (1820 –1840) 3 Opfer unter der Herrschaft des Königs Thieu-Tri (1840 –1847) 50 Opfer unter der Herrschaft des Königs Tu-Duc (1847–1883). Die Todesurteile wurden vollstreckt: 75 durch Enthauptung, 22 durch Erdrosseln, 6 durch lebendiges Verbrennen, 5 durch stückweises Abschneiden von Körperteilen; 9 Märtyrer sind an den Folgen der Folterungen im Kerker zugrunde gegangen. Wir besuchten diesen Ort, betroffen von dieser Geschichte. Reichlich bewirtet von der Pfarrei ging es danach weiter nach Phat Diem, wo wir unter einfachen Bedingungen übernachteten (Betten ohne Matratzen), wie eine große Anzahl der Bevölkerung. Am folgenden Morgen besichtigten wir die dortige „Steinerne Kirche“, die im Stil einer Pagode, trotz des Namens, aus Holz erbaut ist (Weltkulturerbe), dem Versuch, die dortige Kultur mit dem Christentum zu vereinen. Der Besuch in einem dortigen Priesterseminar überraschte durch die Vielzahl der Studierenden. In einem Gespräch erzählten sie von ihrem Werdegang, ihrem Eifer, sich für das Reich Gottes einzusetzen. Es scheint in Vietnam keinen Mangel an Priesteramtskandidaten zu geben, genauso wenig wie an Nachwuchs für Ordensfrauen. Am Abend gelangten wir in die Stadt Cua Lo, nahe Vinh, die am Meer liegt. Abends waren wir bei den Schwestern am Rande der Stadt zu einem reichhaltigen Abendessen eingeladen. In Cua Lo übernachteten wir. Natürlich war abends, wie auch am folgenden Morgen, ein Bad im Meer angesagt. An diesem Morgen ging die Fahrt weiter nach Quang Binh (= Quảng Bình). Auf dem Weg erfreuten wir uns der Gastfreundschaft des Vietnamesen Thanh, der in Berlin lebte, von dort ausgewiesen wurde, und sich jetzt in den Dienst der dortigen Kirche und Gemeinde stellte. Er freute sich sehr über unseren Besuch. Auf der Fahrt Richtung Quang Binh Provinz kamen wir durch die Provinz Hà Tinh. Dort gibt es ein Dorf bei Ky Anh, das zwangsweise umgesiedelt wurde. Eine taiwanische Firma pachtete dort für ein Fabrikgelände viel Boden Die Familien wurden deshalb umgesiedelt. Die taiwanische Fabrik ließ nun in letzter Zeit ihre Abwässer in das Meer laufen und vergiftete dadurch die Strände. Die Fischer hatten auf einmal keine Fanggründe mehr. Wagten sie sich mit ihren Booten weiter hinaus, kamen sie mit chinesischen Fischern ins Gehege, die sie verjagten. Dieses Ereignis beeinträchtigte auch die von uns unterstützte Wasseraufbereitungsanlage sowie die Eiswürfelfabrikation, die sich im gleichen Dorf befinden. Da die Fischer weniger Eis wegen fehlenden Fischfanges brauchten, ging natürlich auch der Eiswürfelverkauf zurück. Für uns war es ein sehr gutes Gefühl zu sehen, wie unsere Unterstützung sichtbar in die Aufbereitung für Trinkwasser für die Bevölkerung und zwei Eiswürfelmaschinen investiert wurde. Eine der Eiswürfelmaschinen lief gerade als wir kamen. Sie musste wegen schwacher Stromspannung abgeschaltet werden. Nachts ist es dann möglich wieder weiterzuarbeiten. Der Erlös aus dieser Kleinfabrik schafft nicht nur bezahlte Arbeitsplätze, sondern ihr Gewinn kommt auch der Arbeit im Behindertendorf Vincente, in das wir dann gleich kamen, zugute. In dem Gebäude befindet sich auch eine Krankenstation mit ungefähr 10 Betten und einer kleinen Apotheke. Auf dieser Krankenstation bekamen auch einige Fischer nach Vergiftungssymptomen Infusionen. Nach diesem Besuch kamen wir dann ans Ziel unserer Reise: Huong Phuong (= Hướng Phương), wo die „Kreuz liebenden Schwestern“, wie sie sich nennen, ihr Haus haben. Der Name klingt für uns gewöhnungsbedürftig, doch er wird schnell verstehbar, wenn man die vietnamesische Geschichte des Christentums zum Verstehen dazu nimmt. Die Freude der Schwestern über unseren Besuch war greifbar. Der andere Morgen begann mit einem Gottesdienst mit den Priestern des Dekanates, die zusammenkamen, auch um die 25 Jahre der Priesterweihe von Stefan Taeubner, der uns auf der Reise begleitete, zu feiern. Das Treffen mit den Priestern war eine gute Gelegenheit sich über die Situation der Gemeinden zu informieren. Viele waren in diesem Moment noch von dem vergifteten Wasser betroffen, das den Fischern die Lebensgrundlage entzog. Nach diesem Gottesdienst und dem Mittagessen ging es dann in das Waisen- und Behindertendorf „Vincente“, das in der Nähe des Schwesternhauses liegt. Wie wird der Erstkontakt mit den Behinderten sein, so hat sich mancher von uns gefragt? Wir kamen nun in dieses „Dorf Vincente“. Die Schwestern hatten nahezu alle Behinderten vor das Haus gebracht. Die, die, nicht gehen können, waren auf Liegen gelegt. Wir hatten Spiele mitgebracht, mischten uns unter sie und plötzlich waren alle im Spielen mit den Behinderten beschäftigt. Andere waren denen behilflich, die nicht selbst essen und trinken konnten. Durch diese Art kam, trotz Sprachhindernissen, eine sehr gute Begegnung über drei Stunden zustande. Wir begleiteten noch das Abendessen der Behinderten, sahen uns die Stickwerkstatt und den dazugehörigen Bauernhof, der auch von den Schwestern betrieben wird, an. Nach unserem Abendessen waren wir zu einem Kulturabend eingeladen, den die Waisen und Behinderten selbst gestalteten. Ihre Tänze und Lieder waren ergreifend. Wir trugen zum Gelingen des Abends einige Lieder bei, wie z.B. „Laudato Si“, bei denen begeistert mitgeklatscht wurde. Am Abend konnten bei der Reflexion einige von uns noch nicht darüber reden, so schockierend war auch die Art der Behinderung bei manchen Kindern, jedoch wurde umso mehr die Anerkennung für die Arbeit der Schwestern benannt. Am anderen Morgen ging es zu einem weiteren Weltkulturerbe, zum Höhlensystem Phong Nha-Kẻ Bàng. Nur mit einem Kahn konnten wir dieses Höhlensystem befahren. Dieses Höhlensystem hat den längsten unterirdischen Fluss des ganzen Planeten mit einer Länge von 7,7 km. Die Fittesten erklommen in über 600 Stufen die Tien-Son-Höhle. Am Abend feierten wir einen Gottesdienst mit den Behinderten in „Vincente“. Vincente ist eigentlich kein Dorf, sondern der Ort des Behindertenheims mit einem Bauernhof, einer Kirche und einem sehr schönen meditativen Ort im Freien mit einer Statue des Heiligen Martins von Porres, der in Peru, wegen seines Einsatzes für die Armen, sehr geehrt wird. Die Behinderten kannten uns inzwischen und begrüßten uns freundlich. Der Besuch von Vincente wurde damit wirklich das Zentrum unserer Reise. Vincente, nach dem das Dorf benannt ist, war einer der 117 Märtyrer. Noch besetzt mit den Begegnungen in Vincente fuhren wir am folgenden Tag nach Hue, einer alten Kaiserstadt. Auf dem Weg besuchten wir das größte Marienwallfahrtszentrum Vietnams: La Vang. Ein Abbild der Madonna zu La Vang hatte uns Schwester Lan bei ihrem letzten Besuch geschenkt. Nun waren wir also an diesem Ort und erwarteten eine große Wallfahrtskirche. Dem war nicht so. Unter Bäumen stand das große Gnadenbild, dahinter war ein großes Wandrelief der 117 Märtyrer. Dies war allerdings nicht immer so. Die alte Wallfahrtskirche wurde im Vietnamkrieg von amerikanischen Bomben zerstört. Nur der Turm blieb als Mahnmal stehen. Eine provisorische Kirche wurde danach im Taizéstil errichtet, eine größere Zelt-/Blech-Kirche. Dort feierten wir Gottesdienst. Zu uns gesellte sich eine Gruppe aus Saigon, die den Gottesdienst mitfeierte. La Vang liegt tatsächlich am Breitengrad 17, der das Land einst in Nord- und Südvietnam teilte. Daher kommt diesem Ort heute eine bedeutende Versöhnungsaufgabe zwischen Nord und Süd zu. Wir kamen vom Norden von Hanoi, die andere Gruppe aus Saigon dem Süden. Allerdings wurde inzwischen in La Vang mit dem Bau einer großen Kirche, auch im Pagodenstil, begonnen.
In Hue besichtigten wir am folgenden Tag die Kaiserstadt, die Zitadelle, nachdem wir am Abend zuvor schon bei einem Spaziergang den Parfümfluss und sein Ufer mit allerlei Verkaufsständen erkundeten. Auf die Zitadelle wurden wir von dem älteren Herrn Phuong begleitet. Er war früher Offizier der südvietnamesischen Armee und wurde danach zu dem Himmelfahrtskommando des „Minen-Räumens“ verurteilt. Nach dem Krieg verbrachte er Jahre im Umerziehungslager der Kommunisten. Heute arbeitet er ehrenamtlich im Komitee für Frieden und Gerechtigkeit der Erzdiözese Hue. Er reist durch die Gemeinde, hält Vorträge und schreibt Bücher zur kath. Soziallehre. Ein beeindruckender Mann. In den Abend hinein befuhren wir den Parfümfluß (Hương-Fluss) mit einem Drachenschiff. Der folgende Tag war ein Sonntag. Wir feierten den Gottesdienst in der dortigen Bischofskirche und trafen den Pfarrer in dem gegenüber liegenden Pfarrhaus. Gegen Mittag trafen wir die Benediktiner von Thiên An, das bedeutet übersetzt „himmlischer Frieden“. Sie leben seit langem in einem wunderbar friedlichen Waldgebiet von der eigenen Feldarbeit. Jetzt müssen sie jedoch darum kämpfen, dass ihnen nicht Teile des Gebietes von der Regierung für einen neuen Freizeitparkt annektiert werden. Ein von ihnen dort aufgerichtetes Mahn-Kreuz wurde vor wenigen Monaten mutwillig zerschlagen. Noch unter der Gluthitze besuchten wir am selben Tag das Kaisergrab Khai Dinh (= Khải Định) und gegen Abend ein großes buddhistisches Kloster, aus dem der Mönch kam, der sich 1963 in Saigon als Protest gegen das Diem-Regime selbst verbrannte. In diesem Kloster wird noch das Auto gezeigt mit dem er nach Saigon zur Selbstverbrennung fuhr. Dann ging es mit dem Zug über 20 Stunden nach Saigon, bzw. Ho-Chi-MinhStadt, wie diese Stadt heute heißt. Die Zugfahrt war für einige dann doch sehr beschwerlich, zumal die hygienischen Bedingungen zu wünschen übrig ließen. Der Abend des Tages sah uns dann in Saigon mit einem Gang durch die Stadt bis zum Fluss SaiGon. Saigon ist im Gegensatz zu Hanoi eine westlich geprägte Weltstadt, in der sich das Finanzkapital sammelt. Mit dem Flugzeug ging es am nächsten Tag nach Siem Reap in Kambodscha. Dort erwartete uns zum ersten Mal ein Touristenhotel mit Swimmingpool. Noch am selben Tag besichtigten wir Angkor Thom (Große Stadt), den Tempel des vielleicht bedeutendsten Khmerkönig Jayavarman VII. Die gewaltige Tempelanlage mit ihren Verschmelzungen von Hinduismus und Buddhismus beeindruckte. Die Ruhe der Umgebung tat, nach dem lauten Vietnam, gut. Am Abend besuchten wir ein Folklorekonzert mit Tänzen, begleitet von einem Abendessen und genossen die letzte Nacht unserer Reise.
Der nächste Tag galt dem Besuch der größten Tempelanlage der Welt: Angkor Wat, das unter der Herrschaft von Suryavarman II, 1113 errichtet wurde. Allein der Wassergraben um den Tempel messen 190 m Breite. Bei der Erklärung der 63 m langen Reliefs entzündete sich auch unter uns die Frage nach Gut und Böse und wie es eine letzte Gerechtigkeit geben könnte. Angkor Wat ist eine der beeindruckendsten Denkmale der Welt. Den Abschluss bildete der Ta Prohn Tempel. Nach diesem kulturellen Highlight ging es dann mit dem Flugzeug wieder zurück nach Saigon, wo wir wegen eines starken Gewitters eine Stunde lang über der Stadt kreisen mussten, bis wir landen und es nach Frankfurt zurückgehen konnte. Alle von uns waren der Überzeugung eine sehr dichte und erlebnisreiche Zeit gelebt zu haben. Am stärksten blieb uns jedoch Vincente im Empfinden, dem Ziel wie dem Mittelpunkt unserer Reise. Dieses Waisen- und Behindertendorf wollen wir weiterhin unterstützen. Besonderer Dank gilt Schwester Lan, die im Hintergrund alles so fürsorglich plante, Schwesternanwärterin und Studentin Huyen, die uns eine große Hilfe war (auch weil sie Englisch sprach und uns bis Hue begleitete) sowie Pater Stefan Taeubner, der durch seine Kontakte viele Begegnung ermöglichte.
Pfr. Franz Nagler